Seagate FireCuda 120 SSD, 4 TB, im Test

Nach der Seagate FireCuda 510 und 520, welche beide im M.2-2280 Format verfügbar sind, gibt es nun auch eine FireCuda im klassischen 2,5-Zoll-Format mit SATA-Protokoll. Diese hören auf die Bezeichnung FireCuda 120 und sind in den Größen 500 GB, 1 TB, 2 TB und 4 TB erhältlich. In diesem Artikel schaue ich mir das Modell mit 4 TB an. Angaben zum Schreib-Zwischenspeicher und zum verwendeten Controller sind bei Seagate nicht verfügbar. Zumindest die Größe des Zwischenspeichers konnte ich einfach ermitteln.

Seagate bietet zum aktuellen Zeitpunkt nur das Standard-Datenblatt auf seiner Website an. Ein ausführliches Handbuch, wie wir es von Seagate’s Festplatten gewohnt sind, ist nicht verfügbar (Stand 06/2020).

Durchführung – Teil 1

Lieferumfang und technische Daten

Nach der Seagate IronWolf 110, 480 GB, welche ich letztes Jahr getestet hatte, erreichte mich auch die FireCuda 120 in einer richtigen Retailverpackung. Diese hat den Vorteil, dass das Produkt ab Werk bereits gut geschützt ist, egal wie sorgfältig der Händler später mit dem Produkt umgeht. Nachfolgend aufgeführt sind die technischen Daten:

HerstellerSeagate
SerieFireCuda
TypFireCuda 120
Kapazität4 TB
Max. IOPS 4kB QD32(R / W)100.000 / 90000
interne Temperatur im Betrieb0°C bis 70°C 
NAND-Flash-Speicher3D-TLC
Controllersiehe unten
Gesamtschreibleistung5.600 TB
nicht korrigierbare Lesefehler pro gelesenen Bitskeine Angabe
Übertragungsgeschwindigkeit Lesen560 MB/s
Übertragungsgeschwindigkeit Schreiben540 MB/s
ÜbertragungsstandardSATA III 6G
Energieverbrauch Betrieb/Leerlauf/Sleep5,5 W / <0,13 W / <0,005 W
MTBF1,800,000 h
Garantie5 Jahre
ModellZA4000GM10001

Detaillierte Bilder

Das Etikett der SSD auf der Vorderseite.

Die Unterseite der SSD. Das Gehäuse entspricht der Seagate BarraCuda SSD, welche ich schon getestet habe. Die Aufschrift verrät bereits, das es sich um eine SSD mit reiner 5-V-Spannungsversorgung handelt. Auch wenn diese SSD sowieso nicht für den Einsatz im NAS geeignet ist, sei hier am Rande darauf verwiesen, dass manche Synology DiskStations mit 2,5-Zoll-Schächten keine 12-V-SSDs unterstützen (z.B. DS620).

Die SSD ist mit 7,5 mm recht flach, wie aktuell üblich.

Da die Gehäusehälften nur geklemmt sind und kein Siegel den Weg versperrt, sprach für mich nichts dagegen, einen Blick ins Innere zu werfen. Im Vergleich zur IronWolf 110, 1,92 TB, welche ich auch bereits geöffnet habe, beträgt hier der Füllgrad des Gehäuses nur 50 %. Wäre hier vielleicht noch eine 8-TB-Variante möglich gewesen? Bei Hardwareluxx konnten wir gerade die 8-TB-Variante der Samsung 870 Evo ankündigen.

Detaillierte Features

Da Seagate, wie zu Anfang erwähnt, kein Benutzerhandbuch für die FireCuda 120 veröffentlich hat, gibt es leider auch keine genauen Features. Eine Sache ist meiner Meinung nach dennoch bemerkenswert:

Auf der Produktseite von Seagate findet sich ein Hinweis auf die Seagate-Rescue-Pläne. Dieser ist zwar nicht inkludiert, kann aber nach der Registrierung dazu gebucht werden. Somit ist das Labor von Seagate nicht nur in der Lage, Festplatten auszulesen, sondern kann auch SSDs retten.

Der Hinweis befindet sich auf der Produktseite unter Features ganz unten:

https://www.seagate.com/de/de/internal-hard-drives/ssd/firecuda-ssd/#features

Durchführung – Teil 2

Energieverbrauchsmessung

Die Energieverbrauchsmessung führe ich wie üblich für Festplatten durch. Den genauen Ablauf der drei Tests habe ich auf einer separaten Seite beschrieben. Hier gehts zu den Messmethoden.

Legende zu den Messungen:

Kanal 1 (gelb) stellt die Spannungsmessung 12 V bei einer Darstellung von 10 V je Kästchen dar. Kanal 2 (türkis) stellt die Spannungsmessung 5 V bei einer Darstellung von 5 V je Kästchen dar. Kanal 3 (rosa) stellt den Stromverlauf auf der 12 V Schiene dar, bei einem Verhältnis von 2 A je Kästchen. Kanal 4 (blau) stellt den Stromverlauf der 5 V Schiene bei einem Verhältnis von 1 A je Kästchen dar. Der mit MATH gekennzeichnete Kanal stellt das Produkt einer Multiplikation von Kanal eins und drei dar, also die Leistung auf der 12 V Schiene. Für 5 V müssen wir diese Berechnung von Hand durchführen. Da das Oszilloskop uns eine .csv Datei mit allen Messwerten erstellt hat, ist das kein Problem.

U ist die Bezeichnung für Spannung und wird in Volt (V) angegeben. I ist die Bezeichnung für Strom und wird in Ampere (A) angegeben. P ist die Bezeichnung für die elektrische Leistung und wird in Watt (W) angegeben.

Messung 1 Anlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max AMP1
U 12V12,0 V12,00 V
U 5V5,20 V4,97 V
I 12V0,0 A0,0 A
I 5V1,36 A1,38 A
P 12V0,0 W0,0 W
P 5V7,07 W6,86 W

1Spannungswert zwischen dem Mittelwert der oberen Signalformdachschräge und dem Mittelwert der unteren Signalformdachschräge. Dieser gibt uns eine bessere Interpretation der Ergebnisse im hohen Wertebereich, da so die höchsten Spitzen mathematisch geglättet werden.

Wie bereits beschrieben, führe ich diese Messung nur der Vollständigkeit sowie der Vergleichbarkeit halber auf. Auf dem Graphen ist gut zu erkennen, dass die Spitzenleistung nur für einen sehr kurzen Moment abgefragt wird.

Messung 2 Idle

Nachfolgend sind die Ergebnisse aufgeführt:

Kanal Durchschnitt
U 12V11,9 V
U 5V5,00 V
I 12V0,0 A
I 5V0,0175 A
P 12V0,0 W
P 5V0,0875 W

Im Leerlauf bewegen wir uns fast schon innerhalb der Messtoleranz der Stromzangen mit einer Stromaufnahme von 17,5 mA.

Messung 3 Kopieren

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max Durchschnitt
U 12V12,0 V11,9 V
U 5V5,20 V5,00 V
I 12V0,0 A0,0 A
I 5V1,12 A0,296 A
P 12V0,0 W0,0 W
P 5V5,82 W1,48 W

Auch hier zeigt sich wieder deutlich, dass die FireCuda 120 zwar für wenige Augenblicke über die Nennleistung hinaus gehen kann, die meiste Zeit aber bei durchschnittlich 1,48 W liegt.

Messung 4 ATTO 1 MB bis 64 MB

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max Durchschnitt
U 12V12,0 V11,9 V
U 5V5,20 V4,99 V
I 12V0,0 A0,0 A
I 5V1,16 A0,308A
P 12V0,0 W0,0 W
P 5V6,03 W1,50 W

Dasselbe Bild wie bei der dritten Messung. Vollkommen im Rahmen und insgesamt sehr sparsam. SATA-SSDs haben zwar den Nachteil der limitierenden Schnittstelle, dafür sind sie aber sehr genügsam. Gerade im Vergleich zu SSDs mit NVME-Protokoll, wie der Intel DC P 4510, 8 TB, welche in der selben Messung hinsichtlich des Durchschnittswertes sechsmal mehr elektrische Leistung benötigt.

Benchmarks

Die SSD wurde im leeren Zustand getestet. Für das Durchführen der Benchmarks habe ich die SSD in einem Testrechner verbaut.

Technische Daten
ProzesssorAMD Ryzen 5-2400G
MainboardGigabyte GA-AB350N-Gaming Wifi
ArbeitsspeicherPatriot Viper 16 GB DDR4-3000Mhz
NetzteilCorsair SF450
USBControllerYOTTAMASTER CA31-AC USB3.1 Gen2 (1x USB-Type-C, 1xUSB-Type-A)

Die SSD wurde am internen SATA-Port des B350 Chipsatzes betrieben. Betriebssystem Windows 10 Home 1809

Es wurde jeweils mit 1 GB und 2 GB (ASSSD 3 GB) gemessen.

Wie von einer SATA-SSD zu erwarten, liefert die IronWolf 110 SSD von Seagate eine gute Leistung ab. Während der Tests erwärmte sie sich nur geringfügig. Eine hohe Wärmeentwicklung, wie bei NVME-SSDs, ist hier nicht aufgetreten und war auch nicht zu erwarten.

SATA-SSD an AMD-X570-Chipsatz?

Aufgrund eines Hardwareluxx-Artikels über Leistungsunterschied am X570-Chipsatz habe ich die CDM-Benchmarks nochmal an einem solchen wiederholt.

Technische Daten
ProzesssorAMD Ryzen 9-3900X
MainboardMSI MEG X570 Godlike
ArbeitsspeicherCorsair Vengeance Pro RGB 64 GB DDR4-3600 CL18
NetzteilCorsair RM1000i

Gerade bei CDM lässt sich der Leistungseinbruch unübersehbar erkennen. Fast 100 MB/s weniger als am B350-Chipsatz. Gründe dafür werden im Hardwareluxx-Forum-Thread zu diesem Artikel ausgiebig diskutiert (erreichbar über den Link weiter oben).

Schreib-Zwischenspeicher

Der Zwischenspeicher, wie bei diesen SSDs üblich, wird von Seagate leider nicht weiter bezeichnet. Dieser ließ sich vermeintlich einfach durch einen Schreibtest ermitteln. Kopiert wurden Windows-Images von einem RAID-0-Festplatten-Array direkt auf die SSD.

Der erste Test mit 336 GB schlug fehl, dass heißt, die SSD hat die Daten einfach mit 460 MB/s weggeschrieben. Mehr gibt das RAID 0 aus zwei Seagate IronWolf Pro 12 TB HDD nicht her.

Auch die 672 GB bei 450 MB/s sind nicht ausreichend, um eine Cache-Funktion sichtbar zu machen.

Fazit

Die FireCuda 120 SSD hat alle meine Erwartungen erfüllt. Bis auf den Preis bleiben keine Wünsche offen. Auch wenn sie sich explizit an Spieler richtet, ist das Gehäuse ohne RGB-LEDs schlicht, mit dem markanten Logo aber dennoch schön anzuschauen.

Die FireCuda 120, in ihrer größten Ausbaustufe mit 4 TB, ist aktuell für ca. 600,00 Euro inkl. MwSt. erhältlich. Damit liegt sie auf dem Preisniveau einer 16-TB-Festplatte und ist ca. 40,00 Euro teurer als die Samsung 870 EVO 4 TB. Das 4-TB-Modell der WD Blue SSD hingegen ist deutlich günstiger zu haben; hier wird der Markt vermutlich regulierend einwirken und die FireCuda 120 im Preis nachgeben lassen.

Die FireCuda ist eine tolle SSD für jeden Spiele-PC und auch meine Steam-Bibliothek hätte liebend gerne auf dieser SSD Platz genommen. Vereinbarungsgemäß musste die SSD aber nach dem Test wieder zurück zu Seagate. Ich freue mich zwar immer über Anregungen, nur leider sind dadurch keine Nachtests mehr möglich.