Dieser Tage sind die Meldungen bei Hardwareluxx.de, Computerbase.de und Co. voller Informationen zur Verwendung von SMR ohne Kennzeichnung. Diese wären dahingehend relevant, dass sich SMR-Festplatten nur eingeschränkt für intensiv schreibende Nutzungsfälle eignen.
Western Digital hat nun eingeräumt, dass die Modelle von 2 bis 6 TB der Red Serie (WD20EFAX, WD40EFAX und WD60EFAX) drive-managed-SMR als Aufnahmemethode benutzen. Dieser Umstand war mir bereits Mitte des Jahres 2019 aufgefallen, als ich die WD60EFAX für Hardwareluxx getestet hatte. Damals habe ich diese Umstände in Foren angesprochen und niemand wollte oder konnte sich vorstellen, dass ich mit dieser Theorie recht behalten sollte. Für NAS-HDD erschien diese Verwendung nicht nur unüblich, sondern auch ihrem Zweck hinderlich.
Auch Toshiba hat nun meine Annahmen aus dem Test der P300 in der 4- und 6-TB-Variante bestätigt, hier kommt SMR ebenfalls zum Einsatz. Bei der Toshiba L200, 2TB, hatte ich bereits im Oktober 2018 festellen können, das diese SMR verwendet. Damals wurde mir dies auch von Toshiba bestätigt. Dasselbe gilt entsprechend für die L200 mit 1 TB Speicher.
Auch zu Hersteller Seagate gibt es dieser Tage Nachrichten. Seagate hatte damals mit den Archive Festplatten das Thema SMR überhaupt erst zum Konsumenten gebracht. Diese Festplatten hatten für die damalige Zeit sehr hohe Speicherkapazitäten, schrieben aber nur sehr langsam. Dem geneigten Datenblatt-Leser ist schon länger bekannt, dass Seagate diese Technologie auch bei den BarraCuda Compute Festplatten in der Größenordnung 4 – 6 TB (3,5″) und bei den meisten Modellen mit 2,5″ Baugröße (einschlieslich der FireCuda 2,5″) verwendet. Wer sich die Handbücher der SkyHawk-Serie (ohne AI-Zusatz) genau ansieht, erkennt auch hier eine neue Serie, welche bei bestimmten Kapazitäten SMR als Aufnahmemethode verwendet.
Links, eine Festplatte mit SMR beim Schreiben und rechts eine Festplatte mit CMR, also der konventionellen PMR-Technik. Man erkennt den Unterschied in der Stetigkeit des Kurvenverlaufs unübersehbar deutlich.
Diese neueren SMR-Festplatten sind nicht so schlecht wie ihr Ruf. Gerade beim Test der 6-TB-Red und den Toshiba P300ern hat sich gezeigt, dass die Transferrate zwar weiterhin einbricht, sobald der Zwischenspeicher aufgefüllt ist, jedoch nicht mehr so stark wie zu Seagate-Archive-Zeiten. Bei der WD Red 6 TB sinkt die Transferrate auf ca. 120 MB/s ab, was über der maximalen Transferrate von NAS mit 1-GBit-Ethernet liegt. Hier steht also einer Verwendung nichts im Wege. Auch aufgrund ihrer äusserst geringen elektrischen Leistungsaufnahme zeichnen sich die neuen SMR-Festplatten aus; ideal für das heimische 2-Bay-NAS.
In Zukunft werden wir uns also in der Hinsicht umgewöhnen müssen, dass die 10G-Ethernet- und ZFS-Nutzer (hier kommt es aufgrund der Funktionsweise zu Fehlern, da die SMR-Festplatten keine Rückmeldung über den genauen Speicherort einzelner Daten geben) auf Modelle der Pro-Serien zugreifen, wie zum Beispiel der IronWolf Pro oder Red Pro. Hier wird auch hoffentlich das Preisniveau durch die steigenden Volumina sinken.
Zusammenfassend finde ich die stärkere Abgrenzung der normalen- sowie der Pro-Serien überhaupt nicht verkehrt. Auch lassen sich durch die niedrige Leistungsaufnahme attraktive Lösungen im Backup oder SOHO-Bereich realisiseren.
Was aber befremdend wirkt, ist die Kommunikation, welche gerade bei Western Digital und Toshiba überhaupt nicht stattgefunden hat. Sogar auf Nachfrage hin wurde klar gesagt, dass man sich zu diesen Themen nicht äussert. Auch Seagate kennzeichnet die BarraCuda Computer nicht als SMR. Die alten Archive Drives erhielten eine besondere Kennzeichnung. Auf Hardwareluxx arbeite ich bereits an einer Liste, anhand deren jeder die Aufnahmemethode seiner Festplatte ohne Schwierigkeiten abgleichen kann. Bis dahin lässt sich zumindest bei Seagate in den Handbüchern einfach feststellen, ob die Spurdichte (ktpi) mit einem Wert größer als 500 angegeben ist. in diesem Fall handelt es sich dann um eine SMR-Festplatte. Zusätzlich melden sich die neueren SMR-Festplatten als „TRIM-Kompatibel“ in Chrystal Disk Info oder ähnlichen Programmen.
Update 1
Bisher ging ich davon aus, dass die neue Seagate IronWolf 6 TB ST6000VN001 eine SMR-Festplatte wird. Damit lag ich aber falsch. Nach Rücksprache mit Seagate benutzt die gesamte IronWolf-Serie jetzt und in naher ausschließlich CMR als Aufnahmemethode.
Der sicherste Weg dies in den Handbüchern zu erkennen ist die Speicherdichte, angegeben in GB je in². Diese liegt bei der ST6000VN001 bei 900 GB/in² und somit im CMR-Bereich. Der höchste CMR-Wert findet sich bei den 16-TB-Festplatten mit fast 1030 GB/in². Die SMR-Modelle, wie z.B. die ST6000DM003 hat einen Wert von 1200 GB/in².
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