Seagate BarraCuda 9 ST19171W im Test. 53 dB(A) im Leerlauf bei 7200 rpm. Nichts für schwache Nerven.

Die Seagate BarraCuda 9 ST19171W ist in mehrerlei Hinsicht eine interessante Festplatte. Zum einen handelt es sich bei ihr um ein Gehäuse, welches dem der Hawk 2 ST12400N ziemlich ähnlich ist. Diese habe ich hier bereits im Klassik-Fokus gezeigt, Zum Anderen ist es wieder eine sehr alte Festplatte, mit sehr vielen Plattern. Ganze neun Platter haben in dem Gehäuse Platz gefunden und ergeben knapp 9,1 GB Speicherplatz. Hier ist die Bezeichnung BarraCuda 9 also doppelt passend.

Es geht hier auch um eine Festplatte mit 7200 rpm und, wie wir am W in der ST-Nummer sehen können, um ein Produkt mit 68-poligen Wide-Anschluss.

Technische Daten

HerstellerSeagate
SerieBarraCuda 9 Disc Drive
ModellST19171W
Kapazität9,1 GB
Platter9
Lese-/Schreibköpfe20
Latenz4,17 ms
integrierter TerminatorJa
kTpi5,555
Zeit bis zur verifizierten Formatierung< 180 min.
Cache512 kB
U/min7200 U/min
Übertragungsgeschwindigkeit (max.)5,35 MB/s
nicht korrigierbare Lesefehler pro gelesenem Bit, max.1 Sektor pro 10E14
ÜbertragungsstandardSCSI-2
Energieverbrauch Last/Leerlauf/Standbysiehe unten
Geräusch (Sone) Leerlauf /Last4,6 bels / keine Angabe
MTBF1.000.000
Garantie5 Jahre

Neben der von mir getesteten ST19171W gab es sie auch als ST19171WC. Gegenüber der Variante W besitzt diese keinen integrierten Terminator und ein geändertes PCB mit SCA-Anschluss mit 80 Pins. Beide Varianten gibt es auch als Differential SCSI (HVD); sie hören dann auf die Buchstaben WD bzw. DC. Eine einfache 8-Bit-Variante mit 50-Pol.-Anschluss unter der Bezeichnung ST19171N war auch verfügbar. Für besonders erwähnenswert halte ich die Angabe der Tracks per Inch. Der Vergleich von 5.555 zu 584.000 bei modernen SMR-HDD ist schon äußerst beeindruckend.

Detaillierte Bilder

Auf der Vorderseite ist neben dem Etikett nur wenig zu sehen.

Die Platine fällt ähnlich groß aus, wie bei der Hawk 2 ST12400N, obwohl die ST19171W neueren Datums ist. Auch hier haben wir wieder diverse Einstellmöglichkeiten über Jumper.

Die Seitenansicht ist wieder einen Blick wert.

Der 68 polige UltraWide-SCSI-Anschluss fand Verwendung bis zum Ende des klassischen SCSI mit dem Ultra-320-Standard.

Auf der Vorderseite versteckt sich ein, für eine Festplatte, gewaltiger Kondensator.

Bewegte Bilder

Natürlich habe ich auch zu dieser Festplatte ein Video gemacht. Es ist wie immer auf dem Youtube-Kanal des Fireblsblogs verfügbar.

Link zum Video auf Youtube

Inbetriebnahme

Das erstmalige Einbinden der Festplatte lief problemlos. Der Controller hat sie auf Anhieb erkannt und SeaTools for Windows kann uns einiges über die Festplatte verraten. Mit rund 40000 Stunden lief die Festplatte etwas weniger als 5 Jahre am Stück.

Der Kurztest von SeaTools for Windows ergab keine Fehler.

Benchmarks

Die Benchmarkergebnisse entsprechen den SCSI-2-möglichen Ergebnissen. Von größerem Interesse ist hier die sog. Sauberkeit der Kurve. An ihr ist ersichtlich, dass die Festplatte funktionsfähig ist und nicht, wie z.B. die Hawk2, ständig ihre Köpfe nachkalibrieren muss.

Energieverbrauchsmessung

Die Energieverbrauchsmessung führe ich wie üblich für Festplatten durch. Den genauen Ablauf der drei Tests habe ich auf einer separaten Seite beschrieben. Hier gehts zu den Messmethoden. Als Test-System kommt eines meiner klassischen Sockel-775-Systeme zum Einsatz, desweiteren ein Core2Duo E6750 auf Asus P5B Deluxe (Intel P965 Chipsatz) sowie der bereits besprochene Adaptec 19160 Controller.

Legende zu den Messungen:

Kanal 1 (gelb) stellt die Spannungsmessung 12 V bei einer Darstellung von 10 V je Kästchen dar. Kanal 2 (türkis) stellt die Spannungsmessung 5 V bei einer Darstellung von 5 V je Kästchen dar. Kanal 3 (rosa) stellt den Stromverlauf auf der 12 V Schiene dar, bei einem Verhältnis von 2 A je Kästchen. Kanal 4 (blau) stellt den Stromverlauf der 5 V Schiene bei einem Verhältnis von 1 A je Kästchen dar. Der mit MATH gekennzeichnete Kanal stellt das Produkt einer Multiplikation von Kanal eins und drei dar, also die Leistung auf der 12 V Schiene. Für 5 V müssen wir diese Berechnung von Hand durchführen. Da das Oszilloskop uns eine .csv Datei mit allen Messwerten erstellt hat, ist das kein Problem.

U ist die Bezeichnung für Spannung und wird in Volt (V) angegeben. I ist die Bezeichnung für Strom und wird in Ampere (A) angegeben. P ist die Bezeichnung für die elektrische Leistung und wird in Watt (W) angegeben.

Messung 1 Anlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max
U 12V12,8 V
U 5V5,20 V
I 12V3,44 A
I 5V1,24 A
P 12V40,0 W
P 5V6,45 W

Vergleichen wir die Lestungsaufnahme mit der Seagate Hawk2, ST12400N, welche ich vor kurzem getestet habe, dann bringt die Beschleunigung auf 7200 rpm eine erheblich höhere Leistungsaufnahme mit sich. Kam die Hawk 2, trotz einem Platter mehr, noch mit etwa 30 W kombinierter Leistungsaufnahme aus, so sticht die BarraCuda 9 mit rund 47 W deutlich heraus. Vergleiche ich die Messung mit den Angaben im Produkthandbuch, übersteigen wir die Angaben von 3,1 A auf 12 V bzw. 0,92 A bei 5 V um 10 % bzw. 30 %. Dies kann, wie bei jeder Festplatte im Klassik-Artikel, natürlich mit der Alterung aller Komponenten zusammen hängen. Der Hersteller Seagate wird bei der Entwicklung nicht davon ausgegangen sein, dass die Festplatte nach über 20 Jahren noch betrieben wird.

Messung 2 Leerlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Durchschnitt
U 12V11,9 V
U 5V5,00 V
I 12V0,537 A
I 5V0,792 A
P 12V6,11 W
P 5V3,96 W

Im Leerlauf braucht die BarraCuda 9 auch knapp 30 % mehr elektrische Leistung als die Hawk 2. Gemäß Handbuch wären bis zu 0,73 A (12 V) bzw. 0,84 A (5 V) zulässig. Hier liegen wir also gerade beim Antrieb deutlich unter der Herstellerangabe.

Messung HD-Tune Benchmark 2.55

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max Durchschnitt
U 12V12,8 V11,9 V
U 5V5,20 V5,00 V
I 12V1,36 A0,543 A
I 5V1,16 A0,93 A
P 12V16,0 W6,18 W
P 5V6,03 W4,63 W

Mit der dritten Messung erfasse ich den Verbrauch unter typischer Last. Auf der für den Antrieb zuständigen 12-V-Schiene können wir weiterhin einen sehr niedrigen Verbrauch feststellen. Für die 5-V-Schiene kommen wir den jeweiligen Angaben der Lastzustände im Handbuch sehr nahe.

Schallpegelmessung

Bei der Schallpegelmessung wird, wie bei der Messtechnik beschrieben, der Betriebsschallpegel gemessen.

Auch wenn die Messung der ST19171W nur einen um 5 db(A) höheren Schallpegel im Betrieb ergeben hat, verglichen mit der Seagate Hawk2 ST12400N, so ist das Geräusch bedeutend unerträglicher. Hier spielt die höhere Drehzahl die entscheidende Rolle. Seagate gibt im Produkt-Handbuch eine Schallleistung von 4.6 Bel (A-bewertet) gemäß ISO 7779 an. Mit dieser Angabe etwas anzufangen ist garnicht so leicht, auch wenn es dieselbe Einheit Bel ist. Die üblichen Angaben werden als Schalldruck in A-bewerteten Dezibel angegeben.

Fazit

Die BarraCuda 9-Disk-Drive ST19171W von Seagate ist die erste Festplatte hier im Test mit dem 68-Pol.-SCSI Anschluss, welche sich bis zum Ende der klasischen SCSI-Ära auf dem Markt gehalten hat. Im Zusammenspiel mit dem Adaptec-Controller ergab sich ein schöner Artikel ohne Komplikationen. Einzig die Betriebslautstärke ist ohrenbetäubend und typisch für eine alte Festplatte, höher als im Produkthandbuch beschrieben. Ein tolles Laufwerk, welches ich natürlich nicht hergeben werde, wie alle alten Modelle.