Seagate Hawk 2 ST12400N, 2148 MB, im Fireblsblog-Klassik-Artikel. Die Festplatte mit 10 Plattern.

Die Seagate Hawk 2 ist 1994 auf den Markt gekommen. Mein Modell besitze ich bereits seit ca. 2003 oder 2004. Damals beschäftigte ich mich mit SCSI und experimentierte mit ausgemussterten Festplatten und einem Adaptec-SCSI-RAID-Controller. Das ich meine Klassik-Reihe mit dieser Festplatte beginne, ist kein Zufall. Bereits 2019, im Zuge des Artikels zur Seagate Exos X16 ST16000NM000G, 16 TB, hatte ich diese Festplatte schon einmal präsentiert. Bei der Exos X16 handelte es sich um die erste Festplatte von Seagate, welche mit 9 Plattern ausgestattet war und so eine Kapazität oberhalb der 14 TB mit konventioneller Aufnahmemethode erreichen konnte. Damals fand ich es passend, die einzige mir bekannte Festplatten-Serie mit 10 Plattern gemeinsam mit der Neuerscheinung in Szene zu setzen.

Hier der link zum Artikel auf Hardwareluxx.de

Die Hawk 2 verfügt, entsprechend dem „N“ in ihrer Modellnummer, über einen 50-Poligen SCSI-2-Anschluss und gehört mit 2148 MB (unformatiert: 2536 MB) der 2,4-GB-Klasse an. Ein ausführliches Datenblatt, ähnlich den aktuellen Datenblättern, konnte ich glücklicherweise auftreiben. Nur ähnlich, weil Seagate sich damals noch ein bischen mehr Mühe gegeben hat. Damals wurde die Umdrehungszahl nicht als Klassenangabe getätigt, sondern es hieß exakt 5411 rpm bei einer Toleranz von +-0,5%. Es wird z.B. auch die zu erwartende Zeit für eine vollständige Formatierung angegeben, im Falle der ST12400N sind es genau 31 Min. bzw. 45 Min. mit Verifizierung.

Technische Daten

HerstellerSeagate
SerieHawk 2
ModellST12400N
Kapazität2148 MB
Platter10
Lese-/Schreibköpfe19
integrierter TerminatorJa
kTpi3
Zeit bis zur verifizierten Formatierung45 min.
Cache256 kB
U/min5411 U/min
Übertragungsgeschwindigkeit (max.)5,35 MB/s
Nicht korrigierbare Lesefehler pro gelesenem Bit, max.1 Sektor pro 10E14
ÜbertragungsstandardSCSI-2
Energieverbrauch Last/Leerlauf/Standbysiehe unten
Geräusch (Sone) Leerlauf /Last
MTBF500.000 h
Garantie5 Jahre

Laut Product Manual, Volume 1, Rev. E (Link zu Seagate.com) gab es damals auch eine Variante mit 1700 MB (unformatiert: 2003 MB), die ST11900N. Beide Kapazitäten gab es auch als ST1xx00ND undST1xx00NC. Gegenüber der Variante N besitzen beide keine integrierten Terminatoren. Die Varaiante NC besitzt ein geändertes PCB mit SCA-Anschluss mit 80 Pins. Für besonders erwähnenswert halte ich die Angabe der Tracks per Inch. Der Vergleich von 3.000 zu 584.000 bei modernen SMR-HDD ist schon äusserst beeindruckend.

Detaillierte Bilder

Das Etikett mit dem vermutlichen Produktionszeitpunkt. Den Aufkleber mit der vereinfachten Größenangabe habe ich auf der Festplatte belassen. Er stammt nicht von mir und ist somit gut 20 Jahre alt.

Die Platine auf der Unterseite der ST12400N. Im Produkt Handbuch finden sich Blockschaltdiagramme für Teile der Platine. Gut erkennbar sind, links im unteren Bereich, die Jumper zur Konfiguration verschiedener Funktionen, wie z.B. dem integrierten Terminator.

Bereits von außen lässt sich feststellen, dass das massive, fast 1 kg schwere Gehäuse deutlich höher ist, als es bei einer 3,5-Zoll-Festplatte üblich ist. Auf dem Foto lässt sich erkennen, dass die Festplatte doch schon einiges erlebt hat.

Der 50-polige SCSI-2 Anschluss. Darüber ein Siemens Nixdorf Informationssysteme AG Aufkleber mit der Werksseriennummer.

Die Vorderseite der Festplatte mit dem Aktivitätsanzeiger, welcher sogar noch funktionsfähig ist. Diese LED wurde als Option geführt, gehörte aber zum Zeitpunkt der Herausgabe des Hersteller-Handbuchs zur Serienausstattung. Rechts daneben befinden sich ein paar Jumper.

Bewegte Bilder

Das folgende Video ist bereits vor längerer Zeit entstanden und zeigt den ersten Versuch, die Festplatte wieder aus ihrem langen Schlaf im Regal zu wecken.

Link zum Video auf Youtube

Für diesen Artikel habe ich noch ein zweites Video aufgenommen.

Link zum Video auf Youtube

Inbetriebsetzung leider gescheitert?

Im Rahmen des Hardwareluxx-Artikels habe ich versucht die ST12400N in Betrieb zu nehmen. Leider ohne Erfolg. Auch für diesen Artikel habe ich erfolglos versucht, die Festplatte mit meinem Adaptec 19160 SCSI-Controller in Betrieb zusetzen. Zwei Wochen später fand ich im Keller zufällig einen Adaptec AHA-29160N als Dell-Ersatzteil. Eher zufällig kam ich auf die Idee diesen Controller zu verbauen und siehe da, die ST12400N wurde erkannt!

Benchmarks

Hoch motiviert habe ich mich gleich damit beschäftigt die Leistungsfähigkeit dieser alten Festplatten zu messen. Leider kam ziemlich schnell die Ernüchterung, dass die Festplatte zwar korrekt erkannt wurde und sich problemlos formatieren ließ, jedoch hört man in kurzen Abständen ein Geräusch. Dieses deutet vermutlich auf ein Neupositionieren oder Kalibrieren der Schreib-/Leseköpfe hin.

Wie auf den Bildschrimfotos von HD-Tune zu sehen bricht die Leistung immer wieder ein, sobald das beschriebene Geräusch zu hören ist. Interessant ist, das die Festplatte nach kurzer Zeit etwas besser lief. Die Ausfälle traten zwar weiterhin auf, jedoch stieg die Transferrate der Festplatte auf den dreifachen Wert.

Ein kurzer Selbsttest über die Software SeaTools lief ohne Beanstandungen durch.

Über SeaTools konnte ich auch herausfinden, dass die Festplatte knapp 28000 Stunden gelaufen hat. Verglichen mit ihrem Alter sind etwas mehr als vier Jahre Dauerbetrieb überhaupt nicht viel.

Der Vollständigkeit halber habe ich sowohl ATTO als auch CrystalDiskMark laufen lassen. Die Ergebnisse sind natürlich weiterhin durch die Aussetzer beeinträchtigt.

Energieverbrauchsmessung

Auch wenn die Festplatte nicht sauber läuft, wollte ich wissen, mit welchem Verbrauch bei einer so alten Festplatte zu rechnen ist.

Die Energieverbrauchsmessung führe ich wie üblich für Festplatten durch. Den genauen Ablauf der drei Tests habe ich auf einer separaten Seite beschrieben. Hier gehts zu den Messmethoden. Als Test-System kommt eines meiner klassischen Sockel-775-Systeme zum Einsatz, Ein Core2Duo E6750 auf Asus P5B Deluxe (Intel P965 Chipsatz) sowie der bereits besprochene Adaptec 19160 Controller kommen zum Einsatz.

Legende zu den Messungen:

Kanal 1 (gelb) stellt die Spannungsmessung 12 V bei einer Darstellung von 10 V je Kästchen dar. Kanal 2 (türkis) stellt die Spannungsmessung 5 V bei einer Darstellung von 5 V je Kästchen dar. Kanal 3 (rosa) stellt den Stromverlauf auf der 12 V Schiene dar, bei einem Verhältnis von 2 A je Kästchen. Kanal 4 (blau) stellt den Stromverlauf der 5 V Schiene bei einem Verhältnis von 1 A je Kästchen dar. Der mit MATH gekennzeichnete Kanal stellt das Produkt einer Multiplikation von Kanal eins und drei dar, also die Leistung auf der 12 V Schiene. Für 5 V müssen wir diese Berechnung von Hand durchführen. Da das Oszilloskop uns eine .csv Datei mit allen Messwerten erstellt hat, ist das kein Problem.

U ist die Bezeichnung für Spannung und wird in Volt (V) angegeben. I ist die Bezeichnung für Strom und wird in Ampere (A) angegeben. P ist die Bezeichnung für die elektrische Leistung und wird in Watt (W) angegeben.

Messung 1 Anlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max
U 12V12,0 V
U 5V5,20 V
I 12V2,40 A
I 5V0,64 A
P 12V27,2 W
P 5V3,33 W

Mit einer elektrischen Anlaufleistung von insgesamt 30,53 W benötigt die Hawk 2 nicht mehr oder weniger als heutige Festplatten. Vergleicht man meine Messergebnisse mit den ausführlichen Angaben im Hersteller-Handbuch, so kann man sehen, dass ich sehr exakt gemessen habe. Der Anlaufstrom auf der 12-V-Schiene entspricht exakt der Angabe des Herstellers. Auf der 5-V-Schiene gibt Seagate bis zu 0,8 A als maximalen Anlautfstrom an.

Messung 2 Leerlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Durchschnitt
U 12V11,9 V
U 5V5,00 V
I 12V0,537 A
I 5V0,371 A
P 12V6,09 W
P 5V1,855 W

Mit einer Leistungsaufnahme von insgesamt 7,945 W im Leerlauf ist die Hawk 2 aus heutiger Sicht nicht gerade sparsam. Auch hier kann ich äußerst präzise Ergebnisse verbuchen. Der typische Strom im Leerlauf gemäß Seagate Dokument beträgt für 12 V 0,57 A und für 5 V 0,42 A. Trotz des Umstandes, dass die Festplatte technisch nicht mehr erkannt wird, können meine Messungen als plausibel angenommen werden.

Schallpegelmessung

Bei der Schallpegelmessung wird, wie bei der Messtechnik beschrieben, der Betriebsschallpegel gemessen.

Die Seagate Hawk 2 hat mit einem durchschnittlichen Betriebsschallpegel von 48 dB(A) eine beachtliche Lautstärke. Das Kalibrieren der Köpfe nach dem Start bringt Spitzenwerte von bis zu 55 db(A) hervor. Eine Werksangabe konnte ich im Produkt-Handbuch 77767450, Revision E, von März 1995, nicht finden. Vermutlich ist aber auch diese Festplatte über die Zeit lauter geworden.

Fazit

Besonders durch die unerwartete Wendung, die Festplatte doch noch wieder zum Laufen bringen zu können, hat dieser Artikel besonders viel Spaß gemacht. Natürlich wäre es noch schöner gewesen wenn die Festplatte fehlerfrei laufen würde, aber fürs erste bin ich zufrieden, dass nach 27 Jahren überhaupt ein Betrieb möglich ist. Wenn ich mich nicht irre, was angesichts der vergangenen bald 20 Jahren durchaus möglich wäre, gehörte diese Festplatte zu den ersten vier Festplatten, welche ich damals als Bündel erhalten habe. Die von der 3,5-Zoll-Norm abweichenden Bauarten und für mich damals exotischen Anschlüsse erweckten mein Interesse. Daraufhin wurden Controller gekauft und der erste Schritt auf einem Weg, welcher irgendwann zum Fireblsblog führte, war vollzogen. Die Festplatte wird weiterhin einen festen Stammplatz in meiner Sammlung haben und dient auch ohne fehlerfreie Funktion als gutes Anschauungsstück. Erfreut hat mich auch, dass meine Messungen fast exakt den Herstellerangaben entsprechen.