Seagate Medalist SL ST51080N im Test. Ein außergewöhnlich kompaktes Format.

Die Seagate ST51080N aus der Medalist SL Reihe ist insbesondere aufgrund ihrer Bauform eine interessante Festplatte und darf in der Klassikreihe nicht fehlen. Wie das Kürzel SL im Namen schon andeutet, handelt es sich um eine 3,5-Zoll-Slim-Line-Festplatte. So bezeichnet jedenfalls der Hersteller Seagate diese kürzere und flachere Bauweise, welche aber genau so breit ist, wie eine normale 3,5-Zoll-Festplatte. Die Internetrecherche brachte hauptsächlich Ergebnisse zur ST51080A, also der IDE-Variante dieser Festplatten. Informationen zur SCSI-2-Variante, wie sie mir hier vorliegt, konnte ich aber dem Herstellerhandbuch entnehmen. Unüblich ist in diesem Fall, dass beide Modelle separate Produkthandbücher besitzen. Im Fall der ST51080N befindet sich auch nur dieses Modell in dem mir vorliegenden Handbuch 36321-101, Revision A von 1995.

Diese IDE-Geschwister haben interessanterweise ein gemeinsames Handbuch, 36331-301, Revision A von 1996. Die ST5540A (1 Platter, 2 Köpfe), ST5851A, ST51080A ensprechen größtenteils ihrem SCSI-Bruder. Einzig die ST51270A hat eine kTpi von über 5, da diese die 1270 MB auch auf zwei Plattern unterbingen muss. Alle IDE-Modelle verfügen über ein ATA-II-Interface.

Entsprechende Modelle mit 540 MB, 851 MB oder 1270 MB mit SCSI-Interface konnte ich bei meinen Recherchen nicht finden. Das Gehäuse Design der Medalist SL hat Seagate 2 Jahre später mit der Medalist Pro ST52160N erneut aufgegriffen.

Technische Daten

HerstellerSeagate
SerieMedalist SL
ModellST51080N
Kapazität1,08 GB
Platter2
Lese-/Schreibköpfe4
Latenz12,5 ms
integrierter TerminatorJa
kTpi4,923
Zeit bis zur verifizierten Formatierungkeine Angabe
Cache128 kB
Umdrehungsgeschwindigkeit5376 rpm
Übertragungsgeschwindigkeit (max.)keine Angabe
Nicht korrigierbare Lesefehler pro gelesenem Bit, max.1 Sektor pro 10E13
ÜbertragungsstandardSCSI-2
Energieverbrauch Last/Leerlauf/Standbysiehe unten
Geräusch (Sone) Leerlauf /Last30 dB(A) / 34dB(A)
MTBF300.000
Garantie5 Jahre

Eine weitere interessante Angabe aus dem Handbuch ist die Zeit des Anlaufs der Festplatte bis zur Herstellung der vollständigen Bereitschaft, nämlich 20 Sekunden ab dem Einschalten der Leistung. Auch die Angabe der nicht korrigierbaren Fehler je gelesenem Bit von 1 Sektor je 10^13 ist aus heutiger Sicht ungewöhnlich. Betrachtet man jedoch die etwas mehr als 1 TB gelesenen Daten bis zum statistischen Fehler in Zusammenhang mit der Kapazität von 1 GB, so ist der Wert weit mehr als ausreichend. Im Vergleich mit einer typischen 10 TB HDD mit einem Wert von 10^14 oder 10^15, je nach Hersteller, müsste der heutige Wert bei 10^17 liegen. Diesen Wert erreichen aktuell nur Enterprise SSD. In den fünf Jahren Garantie darf die Medalist SL 40000 mal gestartet und gestoppt werden.

Detaillierte Bilder

Die Oberseite der ST51080N verfügt über weitere Beschriftungen, welche im dunklen Bereich leider nicht sichtbar fotografierbar waren.

Die Unterseite ist komplett mit einer Platine genutzt.

In der Seitenansicht erkennt man gut, wie flach die Festplatte ist. Sie entspricht zwar immer noch der doppelten Dicke einer 2,5-Zoll-Festplatte, ist jedoch deutlich flacher als eine normale 3,5-Zoll-Festplatte. Auffällig ist weiterhin, dass der Raum zwischen dem mechanischen Körper der Festplatte und der Platine mit einer Art Dämmstoff ausgefüllt ist.

Der breite 50-pol-SCSI-Anschluss lässt keinen Platz mehr für Jumper zwischen Daten- und Stromversorgungsanschluss.

Die Jumper, welche keinen Platz auf Rück- und Unterseite gefunden haben, sind alle an der Vorderseite der Festplatte platziert.

Bewegte Bilder

Natürlich habe ich auch zu dieser Festplatte Aufnahmen angefertigt. Das Highlight einer so betagten Festplatte ist natürlich ihr Klang. Aus Gründen der DSGVO kann ich an dieser Stelle nur den Link zum Youtube-Kanal des Fireblsblog.de bieten und keine direkte Einbettung des Videos.

[LINK EINFÜGEN]

Inbetriebnahme

Die Inbetriebnahme ist, zu meiner Zufriedenheit, in diesem Fall vollkommen unproblematisch gelungen. Die Festplatte hatte ich zuletzt im Januar 2005 genutzt, was ich anhand der darauf gespeicherten Daten feststellen konnte. Nochmal zur Erinnerung. Seagate schreibt in allen Produkthandbüchern, dass Festplatten, welche sich schon einmal in Betrieb befanden, nicht länger als 1 Monat stromlos gelagert werden sollten. Natürlich sind die Festplatten auch nur für einen Produktzyklus von 5 Jahren ausgelegt. Die Festplatte selbst müsste von 1995 sein. Ich erhielt sie 2002 oder 2003 und nutzte sie zu Studienzwecken mit dem SCSI-Interface. Damit lief die Festplatte ziemlich genau 16 Jahre nicht mehr und wird bald 26 Jahre alt.

Energieverbrauchsmessung

Die Energieverbrauchsmessung führe ich wie üblich für Festplatten durch. Den genauen Ablauf der drei Tests habe ich auf einer separaten Seite beschrieben. Hier gehts zu den Messmethoden.

Legende zu den Messungen:

Kanal 1 (gelb) stellt die Spannungsmessung 12 V bei einer Darstellung von 10 V je Kästchen dar. Kanal 2 (türkis) stellt die Spannungsmessung 5 V bei einer Darstellung von 5 V je Kästchen dar. Kanal 3 (rosa) stellt den Stromverlauf auf der 12 V Schiene dar, bei einem Verhältnis von 2 A je Kästchen. Kanal 4 (blau) stellt den Stromverlauf der 5 V Schiene bei einem Verhältnis von 1 A je Kästchen dar. Der mit MATH gekennzeichnete Kanal stellt das Produkt einer Multiplikation von Kanal eins und drei dar, also die Leistung auf der 12 V Schiene. Für 5 V müssen wir diese Berechnung von Hand durchführen. Da das Oszilloskop uns eine .csv Datei mit allen Messwerten erstellt hat, ist das kein Problem.

U ist die Bezeichnung für Spannung und wird in Volt (V) angegeben. I ist die Bezeichnung für Strom und wird in Ampere (A) angegeben. P ist die Bezeichnung für die elektrische Leistung und wird in Watt (W) angegeben.

Messung 1 Anlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max AMP1
U 12V12,8 V11,70 V
U 5V5,60 V5,01 V
I 12V1,28 A1,28 A
I 5V0,72 A0,67 A
P 12V15,2 W13,2 W
P 5V4,03 W3,35 W

1Spannungswert zwischen dem Mittelwert der oberen Signalformdachschräge und dem Mittelwert der unteren Signalformdachschräge. Dieser gibt uns eine bessere Interpretation der Ergebnisse im hohen Wertebereich, da so die höchsten Spitzen mathematisch geglättet werden.

Bei dieser Messung fällt auf, dass die Medalist ST51080N eine äußerst hohe Anlaufleistung auf der 5-V-Schiene aufweist. Die 15,2 W Belastung für die 12-V-Versorgung sind eher ein geringer Wert. Seagate gibt im Datenblatt keinen Wert für die 5-V-Schiene an, aber die 1,32 A auf der 12-V-Schiene habe ich fast exakt getroffen.

Messung 2 Leerlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Durchschnitt
U 12V11,9 V
U 5V5,02 V
I 12V0,199 A
I 5V0,425 A
P 12V2,27 W
P 5V2,13 W

Passend zur kleinen Baugröße sind kombiniert 4,4 W im Leerlauf auch heute kein schlechter Wert. Im Vergleich mit dem Seagate-Produkthandbuch auch hier wieder eine Punktlandung. 219 mA auf 12 V sowie 471 mA auf 5 V sind die Herstellerangaben.

Messung 3 Kopieren

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max Durchschnitt
U 12V12,0 V11,9 V
U 5V5,60 V5,02 V
I 12V0,48 A0,187 A
I 5V0,64 A0,44 A
P 12V5,6 W2,08 W
P 5V3,58 W2,21 W

Das Schreiben der Daten scheint für die Medalist SL keine zusätzliche Herausforderung zu sein. Bei den maximalen Werten liegen wir deutlich über der Herstellerangabe von 393 mA (12 V) und 477 mA (5 V) beim Suchen. Da das Benchmark aber eine synthetische Volllast darstellt und Seagate das Suchen nicht weiter definiert, ist das für mich kein Grund zur Beanstandung.

Benchmarks

Eine funktionsfähige Festplatte muss natürlich auch zeigen, was sie kann. Auch wenn die heutigen Einstellungen der Tests nicht unbedingt der damaligen Zeit entsprechen, habe ich bis auf die Paketgröße die Einstellungen unverändert gelassen.

Äusserst erfreulich ist, dass diese Festplatte anscheinend problemlos funktioniert. Die Kurve ist sauber und die Festplatte arbeitet innerhalb ihrer Spezifikation. Die aufgenommene Kurve bei HD-Tune ist ideal für eine Festplatte. Im Handbuch macht Seagate keine Aussage zur maximal zu erwartenden Transferrate.

Schallpegelmessung

Zu Beginn der Messung ist noch erkennbar, wie die Festplatte ihren Anlauf beendet. Der durchschnittliche Leerlaufschalldruck liegt bei ungefähr 43 dB(A). Die Spitze am Anfang stellt das Kalibrieren der Köpfe dar. Vergleicht man die Werte mit der Angabe von 30 dB(A) und behält im Kopf, dass ich direkt im Anschluss die WD Gold 18 TB WD181KRYZ für Hardwareluxx ohne Abweichung zu den Herstellerangaben messen konnte, so muss man den Lagern der ST51080N einfach die 26 Jahre zugestehen. Die Festplatte ist also altersbedingt erheblich lauter geworden.

Fazit

Dieser Blick in die Vergangenheit war voll umfänglich erfolgreich. Ich kann nicht nur eine schöne Festplatte präsentieren, es war sogar möglich alle üblichen Messungen durchzuführen. Einzig in der Messung des Schalldrucks im Leerlauf kann man ihr den nagenden Zahn der Zeit anmerken. Im validierten Messverfahren habe ich 13 dB(A) mehr Schalldruck messen können, als im Seagate Produkthandbuch angegeben wurde. Ob es sich bei dieser Festplatte noch um ein Modell mit Kugellagern handelt, gibt Seagate nicht an, jedoch wäre das eine mögliche Erklärung für die heutige Betriebslautstärke. Ich freue mich sehr, dass dieser Zeitzeuge aus einer Zeit, in welcher die 1 TB noch in weiter Ferne waren, überlebt hat und hier präsentiert werden konnte.