Gleich zwei Seagate BarraCuda 18XL, 9 GB, ST39216W im Test.

Die Seagate BarraCuda 18XL ST39216W mit 9 GB Speicherplatz ist das Einstiegsmodell der BarraCuda-18XL-Serie. Die drei Köpfe für zwei Platter und einem 68-Pol.-Single-ended-SCSI-Interface stellen eine von 16 möglichen Kombinationen dar. Neben verschieden Multimode-Interfaces (LVD/HVD) und SE-Varianten mit 50-, 68-, oder 80-poligem Anschluss steht auch mit 18 GB eine weitere Kapazität zur Auswahl. Hier kommen dann vier Platter mit sechs Köpfen zum Einsatz.

Mit 7200 rpm gehört die BarraCuda 18XL zu den schneller drehenden Festplatten im Klassik-Segment. Besonders hervorzuheben ist, dass Seagate bei dieser Festplatte bereits einen maximalen, nicht-korrigierbaren Lesefehler von einem Sektor pro 10E15 gelesenen Sektoren angibt. Dieser Wert entspricht auch den aktuellen Modellen von Seagate. Zum Vergleich: Bei Western Digital gibt es auch heute noch 14 TB Festplatten, welche mit einem Sektor pro 10E14 angegeben werden. Hierbei passiert also statistisch gesehen ein nicht-korrigierbarer Lesefehler alle 11 TB. Damit kann die 14-TB-Festplatte statistisch nicht vollständig fehlerfrei gelesen werden.

Auch wenn das hier getestete Modell ST39216W keine große Besonderheit darstellt, wie die bisher gezeigten Festplatten, gibt es einen besonderen Umstand. Ich besitze nicht nur ein Modell, sondern auch ein zweites. Beide Modelle sind laut SMART-Werten neu und weisen jetzt aufgrund der Tests 2 Betriebsstunden auf.

Technische Daten

HerstellerSeagate
SerieBarraCuda 18XL
ModellST39216W
Kapazität9,186 GB
Platter2 (74 mm)
Lese-/Schreibköpfe3
Latenz4,17 ms
integrierter Terminatorja
kTpi18,145
Zeit bis zur verifizierten Formatierung15 min.
Cache2 MB
U/min7200 U/min
Übertragungsgeschwindigkeit (max.)29,4 MB/s
nicht korrigierbare Lesefehler pro gelesenem Bit, max.1 Sektor pro 10E15
ÜbertragungsstandardFast-40 / Ultra-2
Energieverbrauch Last/Leerlauf/Standbysiehe unten
Geräusch (Sone) Leerlauf /Last4,6 bels / keine Angabe
MTBF1.200.000
Garantie5 Jahre

Wie bereits beschrieben, gibt es 16 verschiedene Produkt-Varianten. Die Buchstaben N, W, L und C sind uns bereits aus den vorherigen Klassik-Artikeln bekannt. Neu ist die Kennung „V“. Diese steht für einen größeren Cache. Beim Modell ST318436LCV handelt es sich also um eine Festplatte mit 18 GB Speicherkapazität, vier Plattern und 4 MB statt 2 MB Cache bei der ST318436LC. Beide verfügen gemäß LC über den 80-pol.-SCA-Anschluss.

Detaillierte Bilder

Das Etikett der BarraCuda 18XL mit dem namensgebenden Fisch oben links.

Die Rückseite mit der Platine fällt wie üblich bei alten SCSI-Festplatten sehr gefüllt aus.

In der Seitenansicht lässt sich die Form des Gehäuses gut erkennen. Alle Befestigungspunkte sind vorhanden.

Auf der Vorder- und Rückseite befinden sich der SCSI-UW-Anschluss, die Stromversorgung sowie die Jumper zur Wahl der Betriebsart bzw. Buskennung.

Bewegte Bilder

Natürlich habe ich auch zu dieser Festplatte ein Video gemacht. Es ist wie immer auf dem Youtube-Kanal des Fireblsblogs verfügbar.

Link zum Video auf Youtube

Inbetriebnahme

Das erstmalige Einbinden der Festplatte verlief problemlos. Der Controller hat sie auf Anhieb erkannt und SeaTools for Windows kann uns einiges über die Festplatte verraten.

Der Kurztest von SeaTools for Windows ergab keine Fehler.

Benchmarks

Einzelne Festplatte

Da ich bisher nur Festplatten innerhalb des SCSI-2 Standards gemessen habe, ist es nun umso erfreulicher, hier den Bereich unter 10 MB/s verlassen zu können. Mit knapp 25 MB/s ist die BarraCuda 18XL weit davon entfernt, die Leistung des Fast-40-SCSI-Anschlusses auszureizen; damit liegt sie jedoch knapp unter ihren Angaben aus dem Datenblatt. Auch wenn die Festplatte sehr lange gelagert wurde, scheint alles OK zu sein.

Benchmarks im RAID 0

Da mir zwei Festplatten desselben Typs in meiner Sammlung zur Verfügung stehen, liegt ein Test im RAID natürlich nahe. Weil der übliche verwendete Controller Adaptec 29160N über keine RAID-Funktionalität verfügt, musste ich für diesen Test einen anderen Controller verwenden. Ein Adaptec SCSI RAID 2120S ist ein einkanaliger PCI-64BIT-66MHz-RAID-Controller, welcher sogar SCSI Ultra 320 unterstützt. Dieser Controller sollte also problemlos mit den hier zu testenden Festplatten klar kommen. Um den Controller betreiben zu können, erforderte es zuerst eine Einstellung der PCI-X-Anschlüsse. Diese werden standardmäßig mit 133 MHz betrieben beim TYAN Tomcat i7230A. Bei 133 MHz war ein Start des Rechners nicht möglich. Bei 100 MHz startete das Mainboard zwar, aber der Controller war nicht in der Lage sein BIOS zu laden. Ein Blick in das Handbuch des RAID-Controllers brachte die Abhilfe. Nachdem alle Jumper und BIOS-Einstellungen korrekt gesetzt waren ließ sich der Controller problemlos in Betrieb nehmen.

Die Benchmark-Resultate sind durchaus interessant. Während sich in Crystal Disk Mark die Ergebnisse erwartungsgemäß verhalten, sieht das Bild in HD-Tune anders aus. Hierbei profitieren wir zwar nicht von höheren Schreib- oder Leseraten, aber das typische Abfallen der Leistung, je weiter außen auf dem Datenträger geschrieben wird, entfällt. Das Volume lässt sich also von Anfang bis Ende gleichbleibend schnell beschreiben bei der von HD-Tune verwendeten Zugriffsart. Bei ATTO messen wir hauptsächlich den Cache des RAID-Controllers. Hier kann dieser eine erhebliche Beschleunigung bieten.

Energieverbrauchsmessung

Die Energieverbrauchsmessung führe ich wie üblich für Festplatten durch. Den genauen Ablauf der drei Tests habe ich auf einer separaten Seite beschrieben. Hier geht es zu den Messmethoden. Als Test-System kommt eines meiner klassischen Sockel-775-Systeme zum Einsatz, des weiteren ein Core2Duo E6750 auf Asus P5B Deluxe (Intel P965 Chipsatz) sowie der bereits besprochene Adaptec 19160 Controller.

Legende zu den Messungen:

Kanal 1 (gelb) stellt die Spannungsmessung 12 V bei einer Darstellung von 10 V je Kästchen dar. Kanal 2 (türkis) stellt die Spannungsmessung 5 V bei einer Darstellung von 5 V je Kästchen dar. Kanal 3 (rosa) stellt den Stromverlauf auf der 12 V Schiene dar, bei einem Verhältnis von 2 A je Kästchen. Kanal 4 (blau) stellt den Stromverlauf der 5 V Schiene bei einem Verhältnis von 1 A je Kästchen dar. Der mit MATH gekennzeichnete Kanal stellt das Produkt einer Multiplikation von Kanal eins und drei dar, also die Leistung auf der 12 V Schiene. Für 5 V müssen wir diese Berechnung von Hand durchführen. Da das Oszilloskop uns eine .csv Datei mit allen Messwerten erstellt hat, ist das kein Problem.

U ist die Bezeichnung für Spannung und wird in Volt (V) angegeben. I ist die Bezeichnung für Strom und wird in Ampere (A) angegeben. P ist die Bezeichnung für die elektrische Leistung und wird in Watt (W) angegeben.

Messung 1 Anlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max
U 12V12,8 V
U 5V5,60 V
I 12V2,72 A
I 5V1,20 A
P 12V31,2 W
P 5V6,72 W

Nachdem ich die Seagate BarraCuda 9 Disc Drive, ST19171W, mit ihren beinahe 47 W gemessen habe, um auf 7200 rpm hochzubeschleunigen, war natürlich das Interesse an den Messwerten groß. Für die neuere BarraCuda 18Xl sind 38 W ausreichend und ein gängiges Ergebnis. Immer wieder erfreulich für mich ist der Umstand, dass meine aufgenommene Messkurve exakt der Angabe im Handbuch von Seagate entspricht.

Messung 2 Leerlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Durchschnitt
U 12V11,9 V
U 5V5,00 V
I 12V0,429 A
I 5V0,683 A
P 12V4,99 W
P 5V3,415 W

Seagate gibt eine durchschnittliche Aufnahme von 0,8 A (5 V) und 0,25 A (12 V) für den Leerlauf meines spezifischen Modells an. In dieser Messung benötigt der Motor, welche überwiegend die Last auf der 12-V-Schiene darstellt, etwas mehr Strom als angegeben. Nach über 20 Jahren Lagerzeit darf er das auf jeden Fall.

Messung HD-Tune Benchmark 2.55

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max Durchschnitt
U 12V12,8 V11,9 V
U 5V5,40 V5,00 V
I 12V1,12 A0,394 A
I 5V1,24 A0,896 A
P 12V12,8 W4,59 W
P 5V6,70 W4,48 W

Mit der dritten Messung erfasse ich den Verbrauch unter typischer Last. Dabei ist erkennbar, dass die Leistungsaufnahme nicht signifikant über die aufgenommene Leistung im Leerlauf ansteigt. Hier hilft aber wieder der Blick ins Seagate-Handbuch: Auf Seite 25 sind Kennlinien für das Verbrauchsverhalten in Abhängigkeit der Arbeitslast (dargestellt als Ampere pro IO/s) zur aufgenommenen elektrischen Leistung. Das Delta zwischen 8 IO/s und 165 IO/s beträgt nur etwas mehr als 1 W für die Modelle mit SCSI-SE am Beispiel einer ST39236. Hier habe ich also korrekt gemessen.

Schallpegelmessung

Bei der Schallpegelmessung wird, wie bei der Messtechnik beschrieben, der Betriebsschallpegel gemessen.

Auch wenn es bisher in der Klassik-Reihe deutlich lautere Exemplare gab, so hat die BarraCuda 18XL doch ein sehr aufdringliches Betriebsgeräusch. Ein sehr heller, kreissägenartiger Ton ist gerade im RAID-Betrieb mit beiden aktiven Festplatten kein Vergnügen für das Gehör. Da es sich hierbei aber um ein Enterprise-Modell handelt, wurde diese Festplatte vermutlich nicht in Desktop-Workstations verbaut.

Fazit

Gleich zwei Modelle für einen Test zur Verfügung zu haben, ist auch bei aktuellen Festplatten nicht leicht. Zwei alte Festplatten im selben Zustand für die Klassik-Serie zu finden, ist daher noch erfreulicher. Auch wenn die Inbetriebnahme beider Festplatten als RAID durch die Verwendung des U320-RAID-Controllers etwas länger dauerte, konnte ich doch schöne Benchmark-Ergebnisse im RAID aufnehmen.

Aus optischer Sicht stellt die BarraCuda XL einen attraktiven Mix aus zwei Generationen dar. Die Oberseite, mit dem neuen weißen Seagate-Etikett und die Rückseite noch vollständig verdeckt durch die SCSI-Platine, ähnlich den älteren Modellen. Technisch ist sie mit ihren 7200 rpm und über 20 MB/s sequenzieller Transferrate dank hoher kTpi für eine 9 GB-Festplatte auch ganz weit vorne dabei.

Eine schöne und interessante alte Enterprise-Festplatte, deren Test mir wieder viel Freude bereitet hat.