Seagate IronWolf Pro, 16 TB, im Test

Nachdem ich dieses Jahr bereits die Seagate IronWolf 14 TB sowie die IronWolf Pro 14 TB testen durfte, folgt nun die 16 TB Version. Zu dieser habe ich bereits einen Artikel in zweifacher Ausführung auf Hardwareluxx verfasst, Seagate konnte jedoch noch zwei weitere Exemplare dazu liefern. Somit steht einem Test mit vier Modellen nichts im Wege.

Getestet werden die vier Festplatten in einem Snyology RS820RP+ NAS im Rackformat.

Die Seagate IronWolf Pro 16 TB Festplatten stellen aktuell das größte Modell in Seagates NAS-Serie da. Sie sind geeignet für Geräte mit bis zu 24 Festplatteneinschüben und kommen mit fünf Jahren Garantie sowie dem Seagate Rescue Service daher.

Nachdem sich die Dichte der gespeicherten Daten pro Platter mit den aktuellen Modellen nicht mehr erhöhen ließ, hat Seagate das Gehäuse der neuen Generation überarbeitet und bringt nun neun Platter in einem 3,5″ Standard Gehäuse unter. An dieser Stelle verweise ich auf meinen Artikel über die Seagate Exos X16 16 TB, der ersten Festplatte im Test mit neun Plattern. Hier habe ich auch über eine Seagate Hawk 2 mit 10 Plattern und enormen 2,4 GB Kapazität berichtet.

In diesem Artikel ging ich noch davon aus, dass mit neun Plattern das maximal Mögliche eines Standardgehäuses erreicht ist. Mittlerweile lässt sich nicht mehr ausschließen, das, aufgrund von Helium und Glas-Plattern, auch wieder Modelle mit 10 Plattern möglich sind – diesmal aber auf 1″ Normhöhe.

Die IronWolf Pro 16 TB ST16000NE000 dient mit ihrem Gehäuse mit neun Plattern auch als Basis für kleinere Laufwerke. Eine neue äquivalente ST14000NE0008 mit neun Plattern und 18 Köpfen ersetzt das bisherige Modell ST14000NE0008 mit acht Plattern und 16 Köpfen, leider ohne Änderung der Versionsnummer. Dies kann gegebenenfalls zu Verwirrungen führen, welche wir bereits aus dem Hause Western Digital kennen. Hier sind auch WD Red 3 TB WD30EFRZ in drei Generationen erschienen, einzig erkennbar an den Versionierungen ihrer NASWARE.

Alle drei Helium-Varianten von Seagate im Vergleich:

Die erste Generation Helium von Seagate waren 10 TB und 12 TB Modelle (zum Beispiel die ST12000NE0007, Link), welche gut an dem silbernen Grundgehäuse und den zwei fehlenden Montage- bohrungen erkennbar sind. Die zweite Generation sind die aktualisierten Modelle bis 14 TB mit dem schwarzen Gehäuse und wieder mit sechs seitlichen Bohrungen. Mit den 16 TB Versionen der Exos X16, IronWolf Pro und der kürzlich erst erschienenen SkyHawk AI, wurde das schwarze Gehäuse leicht abgeändert und hat auf der Unterseite eine verkleinerte Platine. Meiner Meinung nach war dies erforderlich, um die Spindel, welche nun auf der Unterseite andeutungsweise erkennbar ist, auf voller Länge mit 18 Köpfen im Gehäuse unterzubringen.

Durchführung – Teil 1

Lieferumfang und technische Daten

Das Datenblatt der IronWolf Pro 16 TB ist, wie bei Seagate gewohnt, äußerst umfangreich. Nachfolgend, wie immer, ein kleiner Auszug:

Hersteller Seagate
Serie IronWolf
Typ IronWolf Pro
Kapazität 16 TB
Anzahl Schächte 1 bis 24
Nicht korrigierbare Lesefehler pro gelesenem Bit, max.
1 Sektor pro 10E15
Zuverlässigkeit bei Dauerbetrieb (AFR)
0,73 %
Hot-Plug Unterstützung
Ja
Rescue-Dienste Ja
Maximaler jährlicher Workload 300 TB
Cache 256 MB
U/min 7200 U/min
Übertragungsgeschwindigkeit 255 MB/s
Seagate Health Management Ja
Übertragungsstandard SATA III 6G
Energieverbrauch Last/Leerlauf/Standby 7,6 W / 5,0 W / 1,1
Geräusch (Sone) Leerlauf /Last 3,2 / 2,8
MTBF 1.200.000 h
Garantie 5 Jahre
Modell
ST16000NE000

Detaillierte Bilder

Die Festplatten kommen mit dem typischen IronWolf Etikett der Guardian Serie.

Wie bereits oben beschrieben, lässt sich auf der Rückseite der Unterschied zwischen den Seagate-Helium-Generationen 2 und 3 ausmachen.

Die Seite sieht genauso aus wie z.B. bei der Exos X16 16 TB, welche ich bereits getestet habe. Alle Montagelöcher sind vorhanden.

Die Seagate IronWolf Pro 16 TB jeweils von der Seite aus betrachtet.

Die IronWolf Pro 16 TB in den Trays der RS820RP+.

Die Festplatte wird hier von unten verschraubt. Alle Bohrungen werden benutzt.

Zum Vergleich das aktuelle DELL-Tray. Hier werden die HDDs von der Seite verschraubt.

Detaillierte Features

PowerChoice

Das PowerChoice Feature ist Teil der erweiterten Stromsparfunktion („Extended Power Conditions Features „). Hier wird bei Nichtbeanspruchung nach Ablauf von Stillstandszeiten die Festplatte in Ruhezustand versetzt, um Energie sparen zu können.

Zustand 1 Verringerter Verbrauch durch die Steuerung
Zustand 2 Köpfe geparkt bei maximaler Drehzahl
Zustand 3 Köpfe geparkt sowie reduzierte Drehzahl
Zustand 4 Stand-by Köpfe geparkt sowie Spindel angehalten

Sollte wieder ein Zugriff oder eine Anforderung an die Festplatte geschehen, kehrt sie in den Active State zurück. Eine Möglichkeit diese Aktion mitzuverfolgen, ist leider nicht vorgesehen.

Lautstärke

Im Gegensatz zur IronWolf Pro 14 TB (Acht Platter) ist die Variante mit 16 TB und neun Plattern etwas lauter geworden. Das Betriebsgeräusch befindet sich jedoch noch weit unter dem einer Seagate Exos X oder WD UltraStar HC530.

Pro-Features – Recovery

Bei den IronWolf Pro-Festplatten ist bereits eine 2-jährige Subscription für den Seagate RESCUE Service enthalten. Diese bietet „zusätzliche Sicherheit bei mechanischen Fehlern,
versehentlichen Beschädigungen oder Naturkatastrophen“ (Seagate IronWolf Pro-Datenblatt). Hierzu kann die Festplatte an ein Rescue-Labor geschickt werden und die Daten werden mit 90% Erfolgsquote wiederhergestellt.

Health Management

Das Seagate Health Management ersetzt die von Hersteller zu Hersteller unterschiedlichen SMART-Werte. Im Gegensatz zu den üblichen 20 Werten erfasst das Health Management Hunderte von Parametern. Es wird die IronWolf-Festplatte im Zusammenspiel mit dem Gerät überwacht und nicht nur die reinen Controllerdaten, wie beim nicht standardisierten SMART. Aktuell sind die Seagate Health Management Services verfügbar für ausgewählte NAS und Surveilance-Stations der Hersteller QNAP, QSAN, TerraMaster, Thecus, ASUSTOR und Synology. Diese rund 200 Parameter werden von kompatiblen NAS-Geräten ausgewertet und zur Vorhersage von Ausfällen benutzt. Durch die Aufzeichnung dieser Daten lassen sich auch Verschlechterungen des Zustands anhand von Trends erkennen. Unserer Meinung nach eine sinnvolle Funktionalität, an welcher sich die anderen Hersteller orientieren könnten.

Leider werden die IronWolf Pro 16 TB noch nicht als IW-Health-Management-kompatibel gelistet. Dies soll, laut Information von Synology, mit dem Update auf DSM7 nachgepflegt werden. Nach Erscheinen der 14-TB-Generation von Seagate dauerte es auch einige Monate, bis Synology die neuen Produktnummern freischaltete.

Durchführung – Teil 2

Energieverbrauchsmessung

Die Energieverbrauchsmessung führe ich wie üblich für Festplatten durch. Den genauen Ablauf der drei Tests habe ich auf einer separaten Seite beschrieben. Hier gehts zu den Messmethoden.

Legende zu den Messungen:

Kanal 1 (gelb) stellt die Spannungsmessung 12 V bei einer Darstellung von 10 V je Kästchen dar. Kanal 2 (türkis) stellt die Spannungsmessung 5 V bei einer Darstellung von 5 V je Kästchen dar. Kanal 3 (rosa) stellt den Stromverlauf auf der 12 V Schiene dar, bei einem Verhältnis von 2 A je Kästchen. Kanal 4 (blau) stellt den Stromverlauf der 5 V Schiene bei einem Verhältnis von 1 A je Kästchen dar. Der mit MATH gekennzeichnete Kanal stellt das Produkt einer Multiplikation von Kanal eins und drei dar, also die Leistung auf der 12 V Schiene. Für 5 V müssen wir diese Berechnung von Hand durchführen. Da das Oszilloskop uns eine .csv Datei mit allen Messwerten erstellt hat, ist das kein Problem.

U ist die Bezeichnung für Spannung und wird in Volt (V) angegeben. I ist die Bezeichnung für Strom und wird in Ampere (A) angegeben. P ist die Bezeichnung für die elektrische Leistung und wird in Watt (W) angegeben.

Messung 1 Anlauf

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max AMP1
U 12V12,8 V12,20 V
U 5V5,20 V5,20 V
I 12V2,64 A2,63 A
I 5V0,96 A1,48 A
P 12V31,2 W31,10 W
P 5V4,99 W7,70 W

1Spannungswert zwischen dem Mittelwert der oberen Signalformdachschräge und dem Mittelwert der unteren Signalformdachschräge. Dieser gibt uns eine bessere Interpretation der Ergebnisse im hohen Wertebereich, da so die höchsten Spitzen mathematisch geglättet werden.

Wie bereits zu erwarten war, wenn man sich etwas mit den Serien von Seagate beschäftigt, verbraucht die IronWolf Pro 16 TB etwas weniger elektrische Leistung als die Exos X16 16 TB. Im Vergleich zur 8-Platter-14-TB-Generation ist die Aufnahme beim Anlauf etwas gestiegen. Dies lässt sich natürlich mit der höheren, zu überwindenden Massenträgheit der neun Platter erklären.

Messung 2 Idle

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Durchschnitt
U 12V11,9 V
U 5V5,00 V
I 12V0,36 A
I 5V0,158 A
P 12V4,04 W
P 5V0,79 W

Bereits beim zweiten Test kann die IronWolf Pro 16 TB ihre neun Platter aus Glas wieder als Vorteil ausspielen. Die Leistungsaufnahme liegt auf dem Nivea einer 14-TB-Helium-Festplatte mit nur acht Plattern.

Messung 3 Kopieren

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max Durchschnitt
U 12V12,4 V11,9 V
U 5V5,40 V5,00 V
I 12V1,92 A0,35 A
I 5V0,88 A0,46 A
P 12V22,4 W3,94W
P 5V4,752 W2,3 W

Beim dritten Test liegt die 16-TB-Version der IronWolf Pro im guten vorderen Feld der Helium-Festplatten mit 6,26 W.

Messung 4 Random-Access-Read

Nachfolgend sind die Ergebnisse interpretiert:

Kanal Max Durchschnitt
U 12V12,8 V11,9 V
U 5V5,20 V5,00 V
I 12V2,16 A0,81 A
I 5V1,08 A0,54 A
P 12V25,6 W9,40 W
P 5V5,616 W2,70 W

Hier liegt die Festplatte mit 12,1 W exakt auf dem Niveau der Exos X14 14 TB und ist somit die dritt sparsamste Festplatte mit Helium im vierten Test. Sie muss sich nur der Red 12 TB mit 8,44 W und der IronWolf Pro 12 TB (0007) mit 11,9 W geschlagen geben.

Die insgesamt festgestellte Leistungsaufnahme ist als angemessen dafür anzusehen, das man mit einer Festplatte 16 TB Speicher erhält.

Benchmarks

Nachfolgend die Benchmarks, erst einzeln, dann im RAID. Für diese klassischen Benchmarks habe ich die vier IronWolf Festplatten in meinen Dell PowerEdge T330 überführt und dort gemessen. Zusätzlich habe ich die Festplatten im Hardwareluxx.de-Test-PC gemessen, um eine Vergleichbarkeit mit den Hardwareluxx-Ergebnissen herstellen zu können. Das Testsystem kann hier eingesehen werden.

Chrystal Disk Mark 6.0.2 (Hardwareluxx-PC)

Chrystal Disk Mark 7.0.0 (Hardwareluxx-PC)

ATTO Disk Benchmark 4.00.0f2 (Hardwareluxx-PC)

HD-Tune Pro 5.70 Lesen (Hardwareluxx-PC)

HD-Tune Pro 5.70 Schreiben (Hardwareluxx-PC)

HD-Tune Pro 5.70 Random-Access-Read (Hardwareluxx-PC)

Diese Messung ist Teil der üblichen Leistungsmessung.

Chrystal Disk Mark 6.0.2 (DELL PowerEdge T330)

RAID 0 (zwei Laufwerke)

Im Dell PowerEdge T330 Server besteht aufgrund des PERC H330 die Möglichkeit, die Festplatten auch im RAID zu testen und hier die Transferrate zu ermitteln.

Chrystal Disk Mark 6.0.2

RAID 0 (vier Laufwerke)

Nachfolgend die Benchmarks für vier Laufwerke im Dell PowerEdge T330.

Chrystal Disk Mark 6.0.2

Fazit

Auch wenn die IronWolf Pro 16 TB eigentlich für NAS oder Server mit mehr Festplattenschächten optimiert sind und die normalen IronWolf ausreichen würden, machen sich die Festplatten äußerst gut in der RS820RP+. Mit über 280MB/s Transferrate sind die 16 TB Modelle die bisher schnellsten Festplatten, welche ich hier im Test hatte. Aufgrund der neuen Glas-Platter sind die IronWolf Pro auch äusserst sparsam. Im Artikel auf Hardwareluxx konnte ich sogar die niedrigste Powerchoice-Stufe mit 2,5 W im Leerlauf darstellen. Auch die ca 4 W in dieser Messung sind ein sehr guter Wert.

In Kombination mit der fünfjährigen Garantie und den Rescue-Services, welche bei der Pro Versin wieder mit an Board sind, hat Seagate ein tolles Paket fürs Poweruser bzw. High-End-NAS geschnürrt, Der Preis von fast 600 Euro ist natürlich eine Ansage, aber, wie man bereits sehen konnte, die Preise sinken auch mit jeder Neuerscheinung. Wer eine Festplatte in der Größenordnung von 16 TB benötigt, bekommt eine schnelle und leise Festplatte mit nützlichen Zusatzleistungen.