Bei der HD6500 handelt es sich um einen Rackserver im Format 4 Höheneinheiten (4 HE) mit einer immensen Länge von mehr als einem Meter, um 60 Festplatteneinschübe aufnehmen zu können. Damit sprengt sie nicht nur die Einbautiefe meines wirklich nicht schmächtigen HP-10622-22HE-Serverschranks, sondern lässt auch normale Server, mit denen ich üblicherweise arbeite, wie kleine small-form-faktor-PCs wirken. Im Vergleich mit einem ausgewachsenen Dell PowerEdge R740 wirkt die HD6500 erheblich größer. Und wer schon einmal einen solchen professionellen 2-HE-Server auf seine Schienen gehoben hat, kann sich annähernd vorstellen, welchen Kraftaufwand einem die HD6500 abverlangt. Die Anlieferung erfolgt in einem großen Karton mit 62 kg Gesamtgewicht, in welchem – erfreulicherweise – auch bereits die Montageschienen enthalten sind. Dies ist bei den meisten RackStations von Synology nicht der Fall. Im Lieferumfang gibt es eine weitere Besonderheit: es liegen bereits zwei Synology 5210, 480 GB, SSD bei, die in einen separaten 2 x 2,5-Zoll-Hot-Swap-Käfig auf der Rückseite des Geräts verbaut werden und als Systemlaufwerke durch den DiskStationManager genutzt werden.
Technische Daten
Die HD6500 ist wie ein normaler Server aufgebaut. Der vordere Teil besteht aus den 60 Festplatteneinschüben mit integrierten SAS-Anschlüssen, auch Backplane genannt. Im hinteren Bereich befindet sich ein normales Mainboard mit zwei CPU-Sockeln. Das Backplane ist mit drei SAS MINI-HD-Kabeln an eine einzige Controller-Karte angebunden.
Modell | Synology HighDensity HD6500 |
Prozessor | 2 x Intel Xeon Silver 4210R 10-Kerne, 2,4 GHz, Turbo bis zu 3,2 GHz |
Arbeitsspeicher | 64 GB DDR4 ECC RDIMM (bis zu 512 GB) |
Netzwerkports | 1 x 1GbE, Unterstützt das 10GbE RJ-45-Netzwerkupgrade-Modul E10G22-T1-Mini |
Garantie | 3 Jahre |
Einschübe | 60, bis zu 300 mit vier RX6022SAS 2 x 2,5-Zoll-SATA (inkl. zwei Synology 480 GB SATA SSD) |
Cache | 2 x M.2 2280 NVMe SSD |
Erweiterungsanschluss | 2 x USB 3.2 Gen 1-Ports, 2 x Erweiterungsanschluss (Mini-SAS HD) |
Preis HD6500 | ca. 17 500 Euro |
Dieser Aufbau findet sich bei den meisten professionellen Servern. Üblicherweise sind die Festplatteneinschübe nach vorne gerichtet, damit die Festplatten entnommen werden können, ohne den ganzen Server im Rack herausziehen zu müssen.
Bei der HD6500 sind diese aus Platzgründen senkrecht angeordnet. Ein Tausch von Festplatten ist also nur möglich, wenn die HD6500 zu 60 % aus dem Serverschrank herausgezogen wird. Die Abdeckung ist zweigeteilt, sodass nur der Teil mit den Festplatten geöffnet werden kann, ohne den Luftstrom für die CPUs und sonstige Bauteile zu beeinträchtigen.
Prozessoren
Bei den beiden installierten Prozessoren handelt es sich um Modelle der Xeon-Silver-Reihe von Intel aus der zweiten Serie der Scalable-Xeon-Produktfamile. Hergestellt wurde dieser ab Quartal 1 im Jahr 2020 und normal in 14 nm produziert. Die hierzu passende Desktop-Verwandtschaft sind die Cascade-Lake-Modelle, also Intel Core-Prozessoren der 10. Generation. Das Modell mit einem R am Ende verfügt gegenüber dem normalen 4210 über eine TDP von 100 W anstelle von 85 W und kann so im Boost 200 MHz höher takten. Mit seiner Bezeichnung 4210 ersetzte er den Intel Xeon Silver 4110, welcher von 2017 an als Skylake-basierender Intel-Xeon-Scalable-Prozessor die erste Serie darstellte. Kam der Vorgänger noch mit acht Kernen auf den Markt, verfügt unser 4210R über 10 Kerne mit HT, also rechnerisch 20 Threads, genau wie der normale 4210. Wichtig für den Betrieb innerhalb der Synology High-Density HD6500: Die maximale Temperatur der CPU wird mit 84°C angegeben.
Unter ark.intel.com lassen sich hervorragend die Details des Prozessors einsehen. Dort lassen sich die Prozessoren auch wunderbar zum Vergleich anwählen. Hier ist der direkte Link zum Intel Xeon Silver 4210R Prozessor: https://ark.intel.com/content/www/us/en/ark/products/197098/intel-xeon-silver-4210r-processor-13-75m-cache-2-40-ghz.html
Eine kleine bemerkenswerte Besonderheit der Scalable-Prozessoren: Wie oben beschrieben, lassen sich die Prozessoren der ersten Generation, alle Modelle mit x1xx, den SkyLake-Intel-Core-Prozessoren verwandtschaftlich zuordnen. Die zweite Generation mit x2xx, wie unser 4210R in der HD6500 ist mit Cascade-Lake-CPUs verwandt. Bei der dritten Generation, z.B. Xeon Gold 6354 kommen nicht etwa RocketLake- oder Alderlake-basierende Prozessoren zum Einsatz, sondern in 10 nm produzierte Tiger-Lake-Modelle. Diese Architektur kennt man normalerweise nur von den mobilen Intel Core i5 oder i7 der elften Generation. Zum Beispiel aus einem Intel Core i5 1135G7, der unter anderem Grundlage dieses Artikel ist.
Die Stromversorgung der CPU. Beide Prozessoren verfügen über dieselbe Austattung – jeweils auf der Seite ihres Sockels. Auf das Entfernen der Kühler habe ich für diesen Artikel verzichtet. Auch wenn mir eine passende Wärmeleitpaste zur Verfügung steht, um den Kühler wieder zu montieren, handelt es sich nicht um mein Eigentum, so dass ein Ausbau ausgeschlossen ist. Wer eine Sockel-P-CPU in ausgebautem Zustand sehen möchte, der kann sich gerne den Artikel auf Hardwareluxx.de zu den „Zwei Intel Xeon Platinum 8380 gegen die Vorgänger im Test“ anschauen. Dort sind sogar vier CPU mit jeweils 3647 Pins abgebildet.
Arbeitsspeicher
Innerhalb der High-Density HD6500 befinden sich bei Auslieferung nur zwei Arbeitsspeichermodule mit 32 GB Speicher und dem DDR4- Reg ECC Standard. Wie üblich bei Dual-Prozessor-Systemen bedeutet das den Single-Channel-Betrieb bei beiden Modellen, da beide CPUs über getrennte Speicherkanäle verfügen. Eine Aufrüstung auf 128 GB Arbeitsspeicher mit den passenden Modulen von Synology (Link zu Synology, D4ER01-32G) bietet sich da natürlich ideal an.
Typ | 64 GB DDR4 Reg-ECC-DIMM (2x 32 GB) |
Frequenz | ? |
Latenz | ? |
Spannung | 1,2 V |
Wer genau hinsieht, erkennt auf den Fotos, dass die Arbeitsspeicher-Module mit Kabelbindern gegen die Entnahme und das unbeabsichtigte Herausfallen während des Transports geschützt sind. Daher habe ich mich auch dagegen entschieden, die Module für detailliertere Fotoaufnahmen zu entfernen. Dem geneigten Leser wird das Design von DDR4-Arbeitsspeichermodulen ohnehin bekannt sein.
Synology macht auf der deutschen Website keine Angabe zur Taktgeschwindigkeit der Module, behält sich aber vor, diese in Zukunft durch schnellere zu ersetzen(„Synology behält sich das Recht vor, Speichermodule basierend auf dem Produktlebenszyklus des Herstellers durch Module mit derselben oder einer höheren Taktfrequenz zu ersetzen. Seien Sie versichert, dass Kompatibilität und Stabilität strengen Tests mit demselben Benchmark unterzogen wurden, um eine identische Leistung zu gewährleisten.“).
Auf der Website ist weiterhin aufgeführt, dass für optimale Betriebsbedingungen nur Synology-Speichermodule genutzt werden sollten. Auch wenn, wie ich bereits in einem Artikel beschrieben habe, meist auch andere Module der gängigen Hersteller funktionieren, so empfehle ich dennoch den Einsatz der vom Hersteller zertifizierten Module. Bei einem derart großen und hochpreisigen System sollte nicht an den Kernkomponenten gespart werden.
SAS-RAID-Controller und Erweiterungssteckplätze
Bei den RAID-Controllern handelt es sich um zwei Erweiterungskarten mit dem PCIexpress-Anschluss. Diese ähneln grundsätzlich denen der Enterprise SAS SA3400 und verfügen beide über insgesamt 5 mini-SAS-HD-Anschlüsse für SAS-Backplanes. Vier davon sind als SFF-8643 verbaut und einer liegt extern an der Slotblende als SFF-8644 an. Unter dem einen externen wäre auch noch Platz, um einen weiteren Anschluss zu verlöten – die entsprechenden Anbindungen existieren bereits augenscheinlich. Bereits im Artikel zur Synology Enterprise-SAS SA3400 habe ich einen ähnlichen SAS-RAID-Controller vorgefunden. Bei diesem sah die Bestückung nur drei Anschlüsse des Typs SFF-8643 und einen externen SFF-8644 vor. Ich vermutete bereits damals, dass es wahrscheinlich auch ein voll ausgestattetes Modell geben würde, jedoch wüsste ich aus heutiger Sicht nicht, in welchem Synology-NAS dies Verwendung finden sollte, wenn nicht hier.
Aufgrund der Bauweise, bei der das gesamte 60-Port-Backplane nur mit sechs Vierfach-SAS-Verbindungen angebunden ist, lässt sich nachvollziehen, dass es sich bei dem Backplane auch um einen SAS-Expander handelt. Hierbei wird die vorhandene Bandbreite auf mehrere Geräte aufgeteilt. Dies führt zur theoretischen Angabe von etwas mehr als 6600 MB/s, welche sich aus den 6x 1200 MB/s der SAS3-Verbindung ergibt.
Die Anordnung der SAS-RAID-Controller lässt nostalgische Gefühle wieder erwachen. Bis auf eine fehlende SLI- bzw. Crossfire-Brücke ähneln die Karten einem Dual-GPU-System. Aufgrund der Einstellung der Unterstützung seitens der Spielehersteller und auch der Produzenten, sieht man solche Konstellationen nicht mehr.
Beide Controller befinden sich in PCIexpress-X8-Slots und so stehen noch jeweils zwei weitere PCIexpress-X8 und -X16-Anschlüsse zur Verfügung. Bei vollständiger Nutzung dieser Anschlüsse mit Synology-zertifizierten Netzwerkkarten gibt der Hersteller eine maximale Anzahl von 15 Netzwerkanschlüssen an. Ob diese bereits den Management-Anschluss mitzählt und wie Synology auf diese Zahl kommt, konnte ich nicht nachvollziehen. Auf der Hersteller-Website werden als Zubehör nur Netzwerkkarten mit jeweils zwei Anschlüssen genannt ( 2x SFP28, 2x SFP+ oder 2x 10G-BASE-T über RJ45).
Auf der Rückseite befinden sich die beiden Erweiterungsanschlüsse, an denen jeweils zwei RX6022sas im Daisy-Chain-Prinzip angeschlossen werden können. Die linke Karte ist mit dem primären, die rechte Karte mit dem sekundären Anschluss bezeichnet.
Mainboard
Hierbei handelt es sich um ein Mainboard mit den Maßen 34 cm x 33 cm und entspricht somit dem SSI-CEB-Standard, welcher bei Dual-Sockel-Mainboards gängig ist. Neben den beiden Prozessor Sockeln des Typs P, FCLGA3647, sind auch acht RAM-Sockel vorhanden.
Auf der Rückseite befindet sich zwar keine typische ATX-Blende, jedoch sind an derselben Stelle die integrierten Anschlüsse des Mainboards. Der COM-Port wird bei Synology typischerweise nicht genutzt. Neben dem RESET-Taster, welcher klassischerweise mit einer Nadel zu bedienen ist, befinden sich übereinander die beiden 1-GBit/s-Ethernetanschlüsse. Die Anschlüsse 3 und 4 sind, wie der Beschriftung zu entnehmen ist, als 10G BASE-T ausgeführt. Oberhalb der beiden USB-3.2-Gen-1-Anschlüsse, welche als USB-Type-A ausgeführt sind, befindet sich ein sehr interessanter Netzwerkanschluss, den ich so bisher bei keinem anderen Synology-Modell gefunden habe. Dieser MGMT-Port (Management) dient dazu, den Zugriff auf den Disk Station Manager von den Last-führenden Netzwerkanschlüssen zu separieren und so nach Möglichkeit in einem eigenen VLAN oder Netzwerkabschnitt unterzubringen. So ist der administrative Zugriff auf das Gerät mit einfachen Mitteln der Informationstechnik gut gegen externe Einflüsse geschützt.
Grundsätzlich würde ich auch aus meiner eigenen Erfahrung im Bereich Cyber-Security diese Art von Zugriff ab der Synology Enterprise-SAS-Reihe befürworten. Bei diesen Geräten ist der Preis bereits so hoch, dass ein zusätzlicher 1G-Base-T-Anschluss nicht weiter auffällt und der Nutzen überwiegt.
Die MAC-Adressen für alle auf dem Mainboard integrierten Netzwerkanschlüsse sind auf dem Aufkleber aufgeführt.
Wie bei allen Synology-Geräten üblich, befindet sich auf dem Mainboard ein ROM mit einer DSM-Version zur Installation ohne Internet-Anbindung. Die Aufschrift auf dem Aufkleber besagt, dass die HD6500 mit DSM 6.2.4 standardmäßig ab Werk ausgeliefert wird.
Nachdem die Controller-Karten entfernt sind, lässt sich ein Blick auf die PCIexpress-Steckplätze werfen. Vier PCIExpress-8x- und zwei PCIexpress-16x-Steckplätze bietet das Board im PCIe-3.0-Standard. Die Anbindung sollte vollständig erfolgen, da PCIe-Lanes bei einer Intel-Xeon-Scalable-Plattform kein Problem und ausreichend vorhanden sind.
Demnächst gibt es mehr.
Im nächsten Artikel folgen noch weitere Bilder zur Hardware. Von den Netzteilen bis hin zu den Festplattenkäfigen gibt es eine ausführliche Dokumentation des Geräts.