Synology SA6400 im Test. Enterprise ohne SAS.

Lautstärke

Wie schon bei dem Artikel zur Synology HD6500 habe ich es mir nicht nehmen lassen, auch hier wieder eine Schallpegelmessung vorzunehmen. Natürlich gibt diese bei einem Enterpriseprodukt im Serverraum keinen Mehrwert, aber ich hatte einfach Spaß daran.

Anlauf
Lüfter Modi

Trotz ausreichender Betriebszeit fand beim Wechsel von der Betriebsart Quiet auf Cool keine Anhebung der Lüfterdrehzahl statt. Die Einstellung Full-Speed ist dahingegen unschwer erkennbar.

Youtube

Zusätzlich habe ich ein Youtube-Video produziert:

Fan Speed

Durchführung – Teil 2

Ähnlich, wie ich es bereits bei der Synology HighDensity HD6500 beschrieben habe, machen Benchmarks bei großen Enterprise-Geräten nur begrenzt Sinn. Natürlich haben wir hier ein Gerät mit einem leistungsstarken Prozessor und zwei 10G-Ethernet-Anschlüssen. Dass dieses Gerät beide Ports auslasten kann steht außer Frage. Synology gibt nicht ohne Grund eine maximale sequenzielle Transferrate von 6500 MB/s beim Lesen und 4000 MB/s beim Schreiben an.

Bereits einige Zeit ist es her, dass ich mich mit der iSCSI-Target Funktion in DSM auseinander gesetzt habe. Daher sehe ich mir diese Funktion und im Speziellen die Leistungsfähigkeit im Vergleich mit der Datenübertragung über SMB in diesem Artikel genauer an.

Synology und iSCSI, da war doch was….

Im Artikel zur Synology RackStation RS820RP+ hatte ich Tests mit der iSCSI-Funktion durchgeführt und interessante Erkenntnisse gewonnen. Zum Vergleich, über SMB als Netzwerktransferprotokoll erreichte ich ohne Probleme die volle Bandbreite des 10G-Netzwerkanschlusses. Bei den Tests mit iSCSI konnte ich maximal 700 MB/s erreichen. Auch nach mehrfacher Wiederholung des Tests änderte sich das Ergebnis nicht. Auf Rückfrage bei Synology – über ein Service Ticket – sicherte man zu, sich das Problem mit der iSCSI-Komponente des DSMs anzuschauen und in einer zukünftigen Version zu verbessern. Seit dieser Zeit, ca. 1 Jahr vor der Veröffentlichung von DSM7, sind mittlerweile genügend DSM-Updates veröffentlicht worden und somit bietet sich die Möglichkeit die Verbesserung zu prüfen.

Benchmarks

Ich habe jeweils zwei verschiedene Volume nacheinander erstellt und den Zugriff getrennt über SMB und iSCSI gemessen. Da sich die Leistungsmessprogramme ATTO und NAS-Tester immer nur bei einem der beiden Verbindungsprotokolle nutzen ließen, habe ich diese zwar der Vollständigkeit halber angehängt, werde sie aber nicht weiter kommentieren.

Test 1, RAID-0.

Die erste Konfiguration beschreibt ein RAID-0 aus den vier Synology HAT5300-16T

SMB
iSCSI
Ergebnis

In diesem Test kann man sehen, dass sich die Leistungsfähigkeit der iSCSI-Lösung erheblich verbessert hat. Auch wenn die Schreibergebnisse weiterhin ein Stück hinter den Werten im Lesen zurückbleiben, so lässt sich eine erhebliche Verbesserung feststellen. Vergleicht man auch die Q8T8 bzw. Q32T1 Ergebnisse mit denen aus dem Test der RackStation RS820RP+, so fällt die Steigerung noch höher aus. Hierbei spielt aber sicherlich auch eine große Rolle, dass die SA6400, genau wie die HD6500 über „normale“ Enterprise-Prozessoren mit viel Leistung verfügt und nicht durch einen kleinen SoC eingebremst wird. Daher lässt sich mit diesem Test feststellen: Die iSCSI-Applikation von Synology hat zum aktuellen Zeitpunkt einen besseren Wirkungsgrad als zum damaligen Zeitpunkt; sie setzt aber schnelle Hardware voraus.

Test 2, RAID-10.

In diesem zweiten Test habe ich ein RAID-10 aus allen zwölf Festplatten in der SA6400 erstellt.

SMB

iSCSI

Ergebnis

Auch beim zweiten Test zeigt sich die Verbesserung. Mit der Verwendung eines RAID 10 mit 12 Festplatten besteht kaum mehr ein Unterschied zwischen iSCSI und SMB. Dieser Test zeigt aber auch, dass die 10G-Ethernet-Anschlüsse für diese Art von System ausreichend sind. Interpoliert man die Ergebnisse ohne limitierende Netzwerkverbindung, würde man mit einem RAID-10 aus Festplatten dennoch nicht die maximale angegebene Transferrate erreichen. Hierbei müsste man 12 Seagate Exos 2X18 oder einen reinen Flash-Aufbau verwenden.

Dennoch sind die Ergebnisse für ein 12-Bay-Enterprise-NAS abschließend als wie zu erwarten gut von mir bewertet worden.

Out-of-Band-Management

Da ich bei der Synology HighDensity leider aus Zeitmangel nicht auf das Out-of-Band-Management eingehen konnte, welches mit diesem Modell initial bei Synology eingeführt wurde, werde ich dies hier nachholen. Gleich vorweg möchte ich eine Erfahrung schildern und meinen Hintergrund erläutern. Ich verwalte einen Dell OpenManage Enterprise Server mit ca. 50 angebundenen iDRAC-Systemen. Als ich Out-of-Band-Management in Zusammenhang mit der HD6500 vernommen habe, war mir diese Materie also nicht fremd.

Mit hohen Erwartungen – iDRAC (Dell), iLO (HPE) und iBMC (IBM) sind ausgereifte grafische Systeme mit vielen Nutzungsmöglichkeiten – habe ich mich mit dieser Thematik bei Synology beschäftigt. Leider gestaltet sich die von Synology implementierte Version als nicht besonders ausführlich. Das ist aber auch nicht überraschend, da es sich um die erste Einführung eines solchen Systems handelt.

Das System ist ab Werk deaktiviert. Um es aktivieren zu können, muss eine feste IP-Adresse für den Out-of-Band-Anschluss definiert werden. Erst dann wird die Möglichkeit gegeben, den Haken bei Enable out-of-band management setzen zu können.

Für den Zugriff muss ein zusätzlicher Benutzer-Account angelegt werden. Dieser ist nur für den Zugriff auf das O-o-B-System verwendbar. Der Name ist frei wählbar.

Um einen Zugriff zu erhalten, ist eine SSH-Verbindung notwendig. In diesem Fall verwende ich das gängige Werkzeug Putty. Mit der vergebenen IP-Adresse und dem gewählten Port lässt sich eine Verbindung aufbauen. Nach der Bestätigung der Zertifikats-Warnung ist das Anmelden am System möglich.

Das System ist recht intuitiv zu bedienen und ähnelt der Anwendung sconfig in der Windows-CMD. Es lassen sich – egal ob ein- oder ausgeschaltet – einfache Anweisungen ausführen, wie z.B. Hoch- oder Herunterfahren des Systems, Log-Dateien sichern oder das System im Fehlerfall zwangsneustarten. Gerade letzteres ist für den in der Ferne arbeitenden Administrator praktisch.

Einzig die System power status Anzeige in der dritten Zeile gibt an, ob das System gestartet ist oder nicht. Die Funktionsweise bleibt gleich.

Eine Möglichkeit das System weitergehend zu beeinflussen oder den Zustand der einzelnen Hardware-Komponenten einzusehen, bietet das Out-of-Band-Management von Synology noch nicht. Ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber hier ist noch Luft nach oben.

Fazit

Das Fazit beginne ich direkt mit einer Frage, welche mir leider nicht beantwortet werden konnte. Warum wurde die SAS-Kompatibilität bei der Enterprise-SAS SA6400 gestrichen? Auch mit AMD-Hardware wäre eine solche Unterstützung – selbst mit der altbekannten Controller Karte aus der HD6500 oder SA3400 – ohne Probleme möglich gewesen. Abgesehen davon, hat sich der AMD EPYC Server Prozessor in seinem ersten Auftritt in einer Synology Enterprise-NAS erfolgreich bewährt. Auch wenn 32 GB Arbeitsspeicher ausreichend dimensioniert sind, lohnt sich eine Aufrüstung mit einem weiteren Modul, um so in den Genuss zu mindestens einer Dual-Channel-Anbindung des Speichers zu kommen.

Die Einführung des Out-of-Band-Managements, wie es bei Synology heißt, ist sehr zu begrüßen. Grundlegende Aktionen aus der Ferne ausführen zu können, ist zweckmäßig, nützlich und spart Zeit. In der aktuellen Ausbaustufe hat sich Synology auf sehr rudimentäre Nutzungsmöglichkeiten, wie unter anderem das Ein- und Ausschalten beschränkt. Würde in Zukunft das Portfolio an Nutzungsmöglichkeiten nach dem Vorbild von System wie iDRAC, iLO oder iBMC angeglichen, wäre dies wirklich eine Bereicherung.

Die Synology Enterprise SAS SA6400 ist ein leistungsfähiges 12-Bay-Enterprise-NAS, das sich durch weiteres optionales Zubehör auf jeden Anwendungsfall konfigurieren lässt. Der Wegfall der SAS-Schnittstelle ist zwar bedauerlich, jedoch ist die Auswahl an geeigneten SATA-Festplatten im Sortiment von Synology gegeben.

Mit einem aktuellen Straßenpreis inkl. Mehrwertsteuer von ab 9400 Euro ist die SA6400 natürlich kein Schnäppchen. Das muss sie als Enterprise-Gerät auch gar nicht sein, aber mit einem Aufpreis von fast 4000 Euro gegenüber der SA3400 kann man sich trotz der besseren Hardware auf jeden Fall einen SAS-Controller wünschen.