Helium-Festplatten in gedämmten Gehäusen?

Immer wieder lese ich in Foren, dass Nutzer ein leises System bevorzugen. Soweit ist das auch nachvollziehbar, aber gerade in Bezug auf Festplatten mit einer hoher Platterzahl sollte man die Leistungsaufnahme der Festplatten miteinbeziehen. Dieser Beitrag ist, speziell mit dem Blick auf Computer-Gehäuse, eine Erweiterung des Beitrags zum Thema Festplatten und deren Temperaturen (Link zum Beitrag)

Wo fällt die Wärme an?

Während man früher Festplatten noch in komplett gedämmten Gehäusen ohne weitere Kühlung betreiben konnte oder dies einfach getan hat, so sollte man bei teuren High-End-Festplatten eher vorsichtig sein. Wichtig ist das Verständnis, wo jeweils die Kühlung benötigt wird. Zum Einen ist da die Platine auf der Unterseite der Festplatte, auf welcher sich Controller und weitere elektrische Bauteile befinden. Diese benötigt einen minimalen Luftzug, damit die emittierte Wärme abgeführt werden kann. Zum anderen ist da das Gehäuse der Festplatte, das als Überträger der Wärme des Antriebs fungiert. Hier fällt schon deutlich mehr Temperatur an.

Geht man von aktuellen Helium-Festplatten aus, mit bis zu 10 Plattern im 3,5-Zoll-Standard-Gehäuse, so müssen 15 Watt abgeführt werden. Würde man eine solche Festplatte in ein vollständig gedämmtes Gehäuse packen, würde sich diese schnell erwärmen.

Wann fällt die Wärme an?

Was viele nicht beachten – eine Festplatte wird nicht nur einmal im Monat belastet, wenn man manuell seine Backups überträgt. Auch lässt Windows innerhalb der geplanten Aufgaben regelmäßig eine Defragmentationsaufgabe ablaufen. Hierbei werden die Daten auf der Festplatte effizient geordnet und so auch eine Menge Last erzeugt. Hinzu kommen Patrol-Read-Funktionen des verwendeten RAID-Controllers oder auch die in Windows integrierten geplanten Aufgaben zur Systembereinigung. Diese Prozesse erzeugen eine hohe Last und führen dazu, dass sich die Festplatte erheblich erwärmt.

Entkoppeln? Im Gegenteil!

Auch wenn eine Entkopplung akustisch hilfreich sein kann – das Geräuschniveau sinkt unbestritten – ist dies technisch keine vertretbare Möglichkeit für eine Festplatte. Sie benötigt einen festen Halt, damit die von ihr selbst verursachten Schwingungen den Betrieb der Festplatte nicht stören können. Nur durch eine definierte Montage, mit mindestens vier Schrauben, an den dafür vorgesehenen Befestigungspunkten, lässt sich ein vom Hersteller vorgesehener Betrieb auch durchführen.

Gerade Festplatten für den Einsatz im NAS oder in Enterprisegeräten verfügen über sog. RV-Sensoren, welche die Schwingungen der Festplatte messen können. Mit diesen gemessenen Werten kann die Festplatte, durch Veränderung der Arbeitsweise, die Schwingungen kontrollieren und eine möglichst hohe Leistung erreichen. Wird sie aber nicht korrekt befestigt oder gar entkoppelt, so messen zwar die Sensoren die veränderten Schwingungen, jedoch kann die Festplatte aufgrund der veränderten Gehäuse-Charakteristik sich dann nicht in ihrer Arbeitsweise anpassen. Je nach Grad der Entkopplung, und damit einhergehend einer anderen Reaktion der Festplatte als durch den Festplattencontroller erwartet, kann so die Leistung stark absinken. Auch wird sich ein ständiges Gegenregeln und Laufen außerhalb der Spezifikation negativ auf die Haltbarkeit der Festplatte auswirken. Gerade bei den neuen Hochleistungs-Helium-Festplatten mit Positionierungen im Mikrometer-Bereich muss die Umgebung perfekt abgestimmt sein.

Fazit

Für alle Festplatten ist eine Entkopplung oder Dämmung also negativ – für neue Helium-Festplatten aber besonders. Hier sollte also nicht das Symptom behandelt werden, sondern die Krankheit ins Auge gefasst werden. Selbst kleine NAS-Systeme gehören daher in separate Räume, in denen die Betriebslautstärke keine Rolle spielt. Sowohl Festplatten als auch die entsprechenden Systeme sind einfach zu wertvoll, um wegen unangenehmer Geräuschentwicklung in einem unsicheren Zustand betrieben zu werden.