Synology DiskStation DS920+ im Test

Zwei Jahre und neun Monate nach Erscheinen der DS918+ gibt es nun einen Nachfolger. Die DiskStation DS920+ konnte ich mir bereits vor Veröffentlichung anschauen und habe viel Bekanntes wiederfinden können. Dieser Artikel kommt in zwei getrennten Teilen. Einmal, die allgemeine Vorstellung zum Release und etwas später werden wir uns die Cache-Funktionalitäten im Zusammenspiel mit den neuen Synology SSDs anschauen, sobald diese verfügbar sind.

Die DS920+ befindet sich, wie bereits der Name vermuten lässt, in der Plus-Serie von Synology. Hierbei handelt es sich um die niedrigste Ausstattungslinie mit voller Funktionalität. Den Modellen der Junior- oder Value-Serie fehlt, je nach Modell, entweder die Unterstützung für Btrfs oder der Virtual Machine Manager. Eine Einschränkung der Plus-Serie gibt es jedoch. Die Diskstation DS218+, welche ich mir bereits angeschaut habe, besitzt eine eingeschränkte HyperBackup-Funktionalität, da ihr der zweite Netzwerkanschluss fehlt.

Von der Leistung her, hat sich bei der DS920+ ein wenig getan. Wie bereits bei den anderen Modellen, wurde hier auch auf die Intel-Celeron-J4000-Plattform von Intel umgestellt und es kommt somit ein DDR4-Arbeitsspeicher zum Einsatz. Ähnlich wie bei der bereits vorgestellten RackStation RS820(RP)+, ist bei der DS920+ der Arbeitsspeicher ab Werk verlötet. Zur Erweiterung dieser 4 GB steht ein DDR4-SO-DIMM-Slot bereit, welcher noch einmal 4 GB Arbeitsspeicher aufnehmen kann.

Die somit erreichbaren 8 GB des DDR4 non-ECC-RAM entsprechen auch dem, was Intel als maximale Angabe für die verwendete Celeron J4125 CPU ausweist. Folglich erübrigt sich auch die Frage, wieso Synology den Erweiterungs Slot nur mit maximal 4-GB-Modulen angibt. Dem Vorgänger mit seiner Celeron J3455 CPU gegenüber hat diese CPU einen deutlichen Leistungszuwachs. Trotz gleicher TDP stehen nun 2,0 GHz, bzw. 2,7 GHz im Boost-Modus zur Verfügung (DS918+, Celeron j3455 1,5 GHz. bzw 2,4 GHz). Auch hat sich der CPU Cache von 2 MB auf 4 MB verdoppelt. Da mir das Vorgängermodell nicht zur Verfügung steht, sind leider keine Vergleichsbenchmarks möglich.

Technische Daten

ModellDiskStation DS920+
ProzessorIntel Celeron J4125, QuadCore 2,0 GHz (2.7 GHz Turbo)
Arbeitsspeicher4 GB DDR 4 non-ECC (verlötet, erweiterbar auf 8 GB durch So-Dimm-Sockel)
Festplatten4 (9 mit der Erweiterungseinheit DX517)
SSDs2 NVMe M.2 2280
Maximale Kapazität64 TB (4 x 16 TB) oder 144 TB (RX517, 9 x 16 TB)
Netzwerk2 RJ45 1GbE LAN Port
Sonstige1 x USB 3.0 Port, 1 x eSATA
Lüfter2 x 92 mm
Maße166 mm x199 mm x 223 mm (h x b x t)
Gewicht2,24 kg
elektr. Leistungsaufnahme32,17 W (Zugriff), 9,69 W (Ruhezustand)

Mit dem Überblick über den Arbeitsspeicher und die Prozessor-Generation enden auch schon die Neuigkeiten. Zur Enttäuschung all derjenigen, welche bereits gespannt auf einen Nachfolger der DS918+ gewartet haben, verwendet Synology wieder nur zweimal 1-GBit-Ethernet zur Anbindung der DiskStation an das Netzwerk. Hier wären mindestes zweimal 2,5-GBit gemäß NBASE-T sowohl wünschenswert als auch im Preisrahmen gewesen. Wie auch schon der Vorgänger, verfügt die DS920+ über zwei NVME-Steckplätze zur Erweiterung der Zwischenspeicherleistung mit SSDs. Dazu passend bietet Synology seit diesem Jahr auch eigene SSDs an, welche aber leider zur Teststellung der DS920+ nicht verfügbar waren. Hier werde ich, sobald möglich, einen Test nachreichen. Zwei entsprechende SSDs sind bereits bei Synology vorgemerkt.

Testaufbau

Auf den Einsatz schneller Helium-Festplatten habe ich an dieser Stelle bewusst verzichtet. Verwendet habe ich eine Auswahl luftgefüllter Festplatten mit einer Kapazität von 8 TB, welche kaum weniger schnell sind. Auch ein Test mit einem RAID10 macht in diesem Gerät keinen Sinn, da aktuelle Festplatten selbst im gefüllten Zustand problemlos die 110- bis 120-MB/s eines 1-Gbit/s-Anschlusses erreichen können.

Als Switch kommt ein Cisco SG350-28 zum Einsatz, welcher Portbündelung per LACP-Protokoll unterstützt.

Bilder

Das Gehäuse in der Vorderansicht. Da die DS918+, verglichen mit der DS218+ oder DS718+, auch keinen USB-Kopier-Knopf besaß, musste dieser auch nicht mehr entfallen. Die Front entspricht somit dem Vorgänger.

Die Sicht von vorne, ohne Festplatteneinschübe. Auf der rechten Seite befindet sich die übliche Aussparung für den nachrüstbaren Arbeitsspeicherriegel.

Auch auf der Rückseite hat sich nichts getan. Hier ist auch gut ersichtlich, dass sich, im Falle eines Defektes, die Lüfter einfach ersetzen lassen. Synology bietet dazu entsprechende Ersatzteile an. Üblicherweise wird auch von vielen die Möglichkeit genutzt, andere Lüfterfabrikate im 92mm Format zu nutzen. Dies ist zwar bauartbedingt möglich, jedoch nicht zu empfehlen. Zu geringe Volumenströme können im ungünstigsten Fall zum Überhitzen des Systems führen; abgesehen davon kann Synology bei einer Verwendung von fremden Lüftern die Funktion des Systems nicht mehr garantieren.

Die Unterseite mit den beiden SSD-Steckplätzen.

Unter der oberen kleinen Abdeckung befinden sich ein paar Pins, welche vermutlich Synology-intern genutzt werden.

Die Festplatteneinschübe sind bereits aus älteren Modellen bekannt.

Kleine Qualitätsprobleme

An der oberen Seite befinden sich die Führungsbleche zum Einschieben und Halten der Festplatteneinschübe. Diese sind an Position 3 nicht ganz sauber entgratet, was dazu führt, dass bereits nach dreimaligem Benutzen die Abstandsnoppen nicht mehr an dem dazugehörenden Festplatteneinschub vorhanden sind.

Ein besonders vorsichtiges Einführen der Festplattenrahmen ist notwendig, da sonst weiteres Material abgeschert wird.

Betrieb der Synology DiskStation DS920+

Dieser gestaltet sich bei Synology immer gleich. Egal ob bei der Synology DiskStation DS218+, der RackStation RS1619xs+ oder gar der EnterpriseSAS SA3400, der Assistent zum Einrichten des Gerätes beginnt mit dem Download der aktuellsten Version des DSM. Danach werden Zugangsdaten festgelegt und ggfs. Quickconnect konfiguriert, Wer sich für diesen Prozess ausgiebig interessiert, kann sich dies im Artikel zur DS218+ ansehen.

Die DS920+ unterstützt das komplette Packet an Synology Applikationen. Einige davon hatte ich bereits in der Vergangenheit getestet. Nachfolgend einige Beispiele:

Desweiteren habe ich mir im Artikel zur DiskStation DS218+ den Virtual Machine Manager angesehen. Informationen zur Cache-Funktion und der ISCSI-Implementation enthält der Artikel zur RackStation RS1619xs+. Wie DSM mit leistungsfähiger Hardware und 10G-Ethernet aussehen kann, steht im Artikel zur Enterprise SAS SA3400 geschrieben. Links zu den Artikeln gibt es am Anfang dieses Kapitels.

Fazit

Mein Fazit zur DiskStation DS920+ fällt doch recht durchwachsen aus. Die DS920+ kann das, was sie kann, sehr gut. Ein Synology NAS mit DiskStationManager in der Plus-Serie, also mit dem vollen Funktionsumfang, ist immer eine runde Sache. Viel mehr fällt ins Gewicht, was sie nicht kann. Mit der Ankündigung der DiskStation DS420+, welche einer aktualisierten DS218+ mit vier Festplatteneinschüben entspricht, haben alle Nutzer aber auch die Interessenten gehofft, dass die DS920+ – wenn es sie denn geben wird – endlich zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten der QNAPs TS-453-Serie wird. Dort bekommt man, neben den vier Festplatteneinschüben, auch einen PCI-Express-Erweiterungssteckplatz und kann, je nach Anwendungsfall, so entscheiden, ob man eher den Cache, 10G-Ethernet oder beides benötigt. Gerade die Erweiterung mit einer rascher arbeitenden Netzwerkschnittstelle ist in Zeiten von schnellen Helium-Festplatten in Kombination mit 10G- bzw. NBASE-T-Ethernet eine sinnvolle und beliebte technische Möglichkeit. Nachdem die DS420+ alles mitbringt, was im heimischen- oder Kleinunternehmens-Umfeld mit vier Festplatteneinschüben benötigt wird, wünschten wir uns bei der DS920+ eine Aufwertung in Richtung einer „kleinen DS3018xs“.

Leider hat Synology diesen Weg nicht gewählt und bietet mit der DS920+ eine einfache Leistungssteigerung zur DS420+. Vier Kerne statt zwei und doppelt soviel Arbeitsspeicher, verlötet ab Werk. Diesen Trend des verlöteten Arbeitsspeichers mussten wir anfänglich leider bei der RackStation RS820RP+ beobachten und werden ihn in Zukunft wohl öfters sehen. Im Gegensatz zum kleineren Modell kann die DS920+ über die E-SATA-Schnittstelle zwar um fünf Festplatteneinschübe erweitert werden, inwiefern dieses Feature heute noch genutzt wird, muss jeder selbst entscheiden. Mit vier Festplatten haben wir bereits ausreichend Redundanz und aktuelle Festplatten lasten nicht nur die 1-GBit/s-Ethernet-Schnittstelle vollständig aus, ihre Kapazität bis 16 TB überfordert sie auch zunehmend (18-TB- und 20-TB-Modelle sind bereits angekündigt).

Synology hat einen Listenpreis von 485,00 Euro zzgl. Steuer veröffentlicht. Damit ist die DS920+ ziemlich genau 50,00 Euro netto teurer, als die DiskStation DS420+. Abgesehen davon, dass ich die DS420+ eher bei Brutto 400,00 Euro ansiedeln würde, sehe ich eine Brutto-Preisdifferenz von ca. 60,00 Euro auf einem Niveau von 500-600,00 Euro als zu gering an, um zwei Modelle zu vermarkten. Sollte die DS920+ am Ende wirklich nur 50,00 Euro teurer sein als die DS420+, ist letztere praktisch überflüssig.
Aber auch im Vergleich zur Konkurrenz erscheint der Listenpreis der DS920+ im Verhältnis zu hoch, um die fehlende schnelle Netzwerkanbindung zu kompensieren.

Abschließend lässt sich sagen, dass, sollte die DS420+ nicht signifikant günstiger werden, die DS920+ wieder ein gutes DSM-NAS der Plus-Serie ist. Für Besitzer einer DS918+ besteht aber kein Grund aufzurüsten. Einen Mehrwert wird es wohl erst mit der nächsten Generation geben. Synology’s Idee, Hardware längerfristig zu unterstützen, macht zwar Sinn; wenn aber eine Aktualisierung erfolgt, sollte diese auch konsequent an allen Teilen des NAS wirken. Im Jahr 2020 besitzt sogar eine Fritzbox 2,5-Gbit/s-NBASE-T-Anschlüsse 🙂 .

Auch hier wieder vielen Dank an Synology für die Bereitstellung der DiskStation. Da ich die DS920+ vor dem europäischen Release erhalten habe, war ein NDA notwendig. Dieses betrifft aber nur den Veröffentlichungstermin. In meiner Meinung und Bewertung bin ich wie immer frei.

Sobald die neuen Synology SSDs verfügbar sind, folgt Teil 2 mit der Cache-Funktion und einem Artikel zu den SSDs.