Mit der DiskStation DS1621+ bekommt die DS1618+ nunmehr einen Nachfolger. Hierbei handelt es sich aber nicht lediglich um eine minimale Modellpflege mit Plattformwechsel auf DDR4, wie z.B. bei der DiskStation DS920+ (mein Artikel), sondern um ein neues Produkt im nahezu alten Gehäuse. Wurde die DS1618+ bisher mit einem Intel Atom SoC ausgestattet, kommt nun bei der DS1621+ ein AMD Ryzen, Modell V1500B, zum Einsatz. Bei diesem SoC handelt es sich um einen QuadCore mit bis zu 2,2 GHz.
Dieser SoC gehört zu den Ryzen Prozessoren der ersten Generation und verfügt als eines der wenigen Modelle nicht über eine iGPU. Zur Wahl dieses Prozessors gibt es von Dominik Bamberger (iDomix) eine Anfrage an Synology. Diese hätte man zur Transkodierung nutzen können, was Synology jedoch für dieses Modell nicht vorsieht. Den genauen Wortlaut dazu gibt es auf www.iDomiX.de (Link zum Artikel).
Diese Ryzen CPU ist nich nur deutlich leistungsfähiger als der bisher verwendete Intel-Atom-Soc, sondern bietet auch weitere Vorteile. Bereits im Lieferumfang befinden sich 4 GB DDR4-ECC-Arbeitsspeicher. Auf diesen musste bisher in den Preisregionen um oder unter 1000 Euro bei Synology verzichtet werden. Wenngleich der Prozessor eine native Unterstützung einer 10-GB-Ethernet-Verbindung vorsieht, hat sich Synology für die altbewährten viermal 1-GBit/s-Ethernet entschieden. Hier wäre es meiner Meinung nach besser gewesen, direkt den Schritt auf 10G-Ethernet zu machen, ähnlich wie man es inzwischen endlich bei der DiskStation DS1621xs+ vollzogen hat, welche den Einstieg in die xs+-Serie darstellt.
Aufgrund des weiterhin vorhandenen PCIe-Erweiterungsanschlusses lässt sich jedoch eine 10G-Ethernet-Karte einfach nachrüsten. Eine Erweiterungskarte ist nicht notwendig, da bereits zwei NVME-SSD-Steckplätze als Cache vorhanden sind. Die Funktionsweise des Cache und dessen Auswirkungen habe ich bereits ausführlich im Artikel zum Cache der DS920+ getestet. Weitere Ergebnisse mit Bezug auf den Zwischenspeicher kann auch der Artikel zur DiskStation DS1621xs+ liefern.
Technische Daten
Modell | Synology DiskStation DS1621+ |
Kapazität | bis zu 96 TB Rohkapazität (256 TB mit zwei DX517) |
Prozessor | AMD Ryzen V1500B 4-Core 2,2 GHz |
Arbeitsspeicher | 4 GB DDR4, 1 Modul (erweiterbar bis 32 GB, zwei Module) |
Netzwerkports | 4x 1GbE, 3x USB 3.0, 2x NVMe 2280 SSD Caching Bays |
Garantie | 5 Jahre |
Einschübe | 6 (bis zu insgesamt 16 mit zwei mal DX517) |
Erweiterungsanschluss | PCIe Gen 3 x8 |
Preis | 760,00 Euro (exkl. MwSt.), 881,60 Euro (inkl. 16 % MwSt.) |
Testaufbau
Wie immer bei einem Synology NAS mit NVME-Zwischenspeicher-SSD-Steckplätzen kommen die Synology SNV3400-400G mit 400 GB zum Einsatz. Einen ausführlichen Artikel über diese SSDs habe ich bereits verfasst. Link zum Artikel
Wie bereits aus dem DiskStation DS1621xs+ Artikel bekannt, hat Seagate uns freundlicherweise sechs Seagate IronWolf 110 SATA-SSD zur Verfügung gestellt. Somit werden ausschließlich Flash-Laufwerke in diesem Test verwendet. Ob sich dies auch in einem NAS mit einer geringen Netzwerkanbindung lohnt, wird dieser Artikel zeigen.
Diese hochperformante Zusammenstellung ist als RAID 10 der sechs SATA-SSDs ausgeführt und RAID 1 der beiden NVME-SSDs in der Funktion als Schreib-/Lese-Cache.
Seagate IronWolf 110 SSDs werden nicht unterstützt?
Leider hat sich auch bei der DS1621+ noch nichts geändert, was die Kompatibilität der SSDs angeht. Die Seagate IronWolf 110 SSDs, 480 GB, werden als nicht kompatibel gelistet. Diese Beobachtung habe ich bereits vor einiger Zeit gemacht, als ich die SSDs getestet habe. Für diese Kombination aus SSDs und Synology DiskStation bestehen keine Kompatibilitätsprobleme. Ausgelistet sind die IronWolf 110 dennoch, weil es sich hier um SSDs handelt, welche der Nytro-Serie aus technischer Sicht nahe stehen. Es sind also SSDs, welche zusätzliche 12 V zur Spannungsversorgung benötigen, da die 5-V-Versorgung gemäß Spezifikation nur bis 6 W Leistung genutzt werden darf. Synology hat aber bei den Geräten mit 2,5″-Laufwerkseinschub, die extra für SSDs gedacht sind, auf die 12 V Spannungsversorgung verzichtet, da dies bei Konsumenten-SSDs nicht üblich ist. Sofern man jetzt also versucht, die Seagate IronWolf 110 SSDs, mit Ausnahme der 240-GB- und der 480-GB-Variante, in einer DS620slim oder Ähnlichem zu betreiben, würde dies zu Problemen führen, da sie so nicht ausreichend versorgt werden können. Verwendet man diese SSDs aber, wie hier, als Festplatten-Ersatz, in den normalen 3,5-Zoll-Einschüben, so arbeiten sie problemlos.
Um Risiken von Missverständnissen vorzubeugen, hat Synology kurzerhand alle Seagate IronWolf 110 SSD, außer der Variante mit 240 GB, ausgelistet, da man nur dieses Modell auf Kompatibilität geprüft hat. Dieses Vorgehen gab es bereits bei den aktuellen Western Digital Red HDDs mit SMR als Aufnahmemethode, welche zwar in einem 1-GBit/s-NAS mit ein oder zwei Schächten funktionieren, aber unter großer Last oder höheren RAID-Leveln funktionsbedingt sehr stark in ihrer Leistungsfähigkeit einbrechen. Zu diesem Thema habe ich in der Vergangenheit berichtet.
10 GBit/s Erweiterungskarte Synology E10G18-T2
Da die DiskStation DS1621+ ohne 10-GBit/s-Ethernet ab Werk herauskommt, hab ich für den Test die Erweiterungskarte eingebaut. Sie verfügt über zwei Anschlüsse und arbeitet mit dem verbreiteten AQC 107 Chipsatz von Aquantia.
Hersteller | Synology |
Typ | E10G18-T2 |
Chipsatz | 2x Aquantia AQtion AQC107 |
Anschlüsse | 2x 10 GBit/s RJ45 Ethernet |
Anschluss | PCIe 3.0 x8 |
Als Switch kommt ein NetGear XS708T zum Einsatz, welcher eine Portbündelung per LACP-Protokoll unterstützt.
Bilder
Die Einschübe für Festplatten auf der Vorderseite fühlen sich im Vergleich zur DiskStation DS218+ nochmal wesentlich hochwertiger an, da die Entriegelung über Druckschalter erfolgt.
Die Seitenansicht der DiskStation DS1621+.
Nimmt man die Einschübe heraus, sieht man die beiden NVME-Anschlüsse für die Zwischenspeicher-SSDs.
Die Rückseite der DS1621+. Auf dem rechten Bild ist bereits die Erweiterungskarte mit zwei 10G-Netzwerkanschlüssen verbaut.
Das Netzteil der DS1621+.
Gegenüberliegend befindet sich der von hinten sichtbare Erweiterungsanschluss. Auch hier im rechten Bild mit montierter Erweiterungskarte.
Die Festplatteneinschübe sind bereits aus der DS920+/DS1621xs+ bekannt.
Inbetriebnahme der Synology DiskStation DS1621+
Diese gestaltet sich bei Synology immer gleich. Egal ob bei der Synology DiskStation DS218+, der RackStation RS1619xs+ oder gar der EnterpriseSAS SA3400, der Assistent zum Einrichten des Gerätes beginnt mit dem Download der aktuellsten Version des DSM. Danach werden Zugangsdaten festgelegt und ggfs. Quickconnect konfiguriert, Wer sich für diesen Prozess ausgiebig interessiert, kann sich ihn im Artikel zur DS218+ ansehen.
Die DS1621+ unterstützt das komplette Packet an Synology Applikationen. Einige davon hatte ich bereits in der Vergangenheit getestet. Nachfolgend einige Beispiele:
- Active Backup for Business und die Integration in die Domäne
- Active Backup for Business 2.1.0, Sicherung von VMware-VMs direkt am Server
- Active Backup for Business 2.1.0, Sicherung von HyperV-VMs direkt am Server
- Active Backup for Office 365 und G Suite
- Mail Plus und Mail Plus Server
- Synology DiskStation DS920+ Cache-Funktion im Test.
Desweiteren habe ich mir im Artikel zur DiskStation DS218+ den Virtual Machine Manager angesehen. Informationen zur Cache-Funktion und der ISCSI-Implementation enthält der Artikel zur RackStation RS1619xs+. Wie DSM mit leistungsfähiger Hardware und 10G-Ethernet aussehen kann, steht im Artikel zur Enterprise SAS SA3400 geschrieben. Links zu den Artikeln gibt es am Anfang dieses Kapitels.
Benchmarks
Die Benchmarks finden sowohl mit den integrierten vier 1G-Ethernet-Anschlüssen als auch mit der Erweiterungskarte statt. Letztere sind mit 10G-Ethernet gekennzeichnet. Mit einem reinen Flash-RAID im Hintergrund, könnte man beinahe zu dem Schluss kommen, die Benchmarks mit 1 GBit/s entfallen zu lassen. Hier habe ich mich jedoch anders entschieden, da es die Anschlüsse sind, welche ab Werk vorhanden sind. Hinzu kommt, dass ich bei der DiskStation DS1621xs+ zwar schon das RAID-Array in Verbindung mit dem Zwischenspeicher getestet habe, jedoch nicht mit 1 GBit/s Netzwerkgeschwindigkeit. Im Anschluss werden wir also feststellen können, ob der Zwischenspeicher wenigstens dort seine nicht gerade unerheblichen Kosten wieder einspielen kann.
Da Crystal Disk Mark 7 das Messen von SMB-Freigaben (Netzlaufwerken) nicht unterstützt, können wir CDM6 Ergebnisse hier natürlich nicht zum Vergleich heranziehen.
1 GBit/s SMB
SMB ohne Cache
Die Ergebnisse mit 1 GBit/s waren absehbar und zeigen keine unerwarteten Abweichungen. Auch deutlich kleinere Modelle können hier bereits die volle Bandbreite zur Verfügung stellen.
SMB mit Cache
Die Veränderungen der Ergebnisse, im Vergleich zum Betrieb ohne Zwischenspeicher, bewegen sich innerhalb der Messtoleranz.
10 GBit/s SMB
SMB ohne Cache
Die Leistungsfähigkeit der DiskStation sollte im Bereich des Schreibens etwas höher ausfallen.
SMB mit Cache
Im reinen SMB-Betrieb stellt sich der Zwischenspeicher unerwartet, sogar als bremsend für die maximale Transferrate heraus. Da die SSDs im Zwischenspeicher im RAID1 arbeiten und nur 550 MB/s sequentielle Transferrate besitzen, könnte dies den bremsenden Umstand herbeiführen.
1 GBit/s iSCSI ohne Cache
Auch hier passen die Ergebnisse entsprechend. Wie üblich bei Synology, kostet die Verwendung von iSCSI etwas Leistung.
1 GBit/s iSCSI mit Cache
Bei den IOPS-Werten haben wir zwar etwas höhere Lese- und etwas niedrigere Schreibleistungen, jedoch ist der Unterschied schon sehr gering.
10 GBit/s iSCSI ohne Cache
Hier fallen die Ergebnisse im Bereich Schreiben so schwach aus, dass ich mich entschlossen habe, ein Support-Ticket bei Synology zu erstellen. So gebe ich dem Hersteller die Möglichkeit, mein Testverfahren auf Fehler zu prüfen.
10 GBit/s iSCSI mit Cache
Hier haben wir ganz interessante Ergebnisse. Bei der Transferleistung müssen wir wieder etwas Leistung abgeben. Bei den IOPS messen wir niedrigere Lese-Werte, aber ca. 6-8% mehr Leistung beim Schreiben.
Anfrage beim Support von Synology
Wie bereits erwähnt, hatte ich aufgrund der Ergebnisse ein Ticket bei Synology eröffnet und bekam innerhalb von 72 Stunden eine Antwort. Dort habe ich die Ergebnisse sowie die Konfiguration geschildert. Man hat mich gebeten, einen internen Benchmark durchzuführen und die IPv6 Unterstützung zu deaktivieren. Beides habe ich umgesetzt. Die Ergebnisse sind ohne aktiven Cache.
Das Ergebnis von 1,6 GB/s maximaler Transferrate des Speichers ist plausibel und passt zum RAID10 aus sechs guten SATA-SSDs. Hier liegt der Fehler also nicht. Leider ließ sich auch unter Mithilfe von Synology kein besseres Ergebnis erzielen.
Spasseshalber habe ich den Speicherpool nochmal auf RAID-0 mit sechs SATA-SSDs umkonfiguriert.
Damit konnte ich aber auch keine höheren Werte als bis zu 1,7 GB/s erzielen. Hier scheint die CPU mit ihren 99% Auslastung der limitierende Faktor zu sein.
Fazit
Die Modellpflege der DiskStation DS1621+ ist im Gegensatz zu den Generationen der Vorjahre deutlich umfangreicher, verbunden mit einem Plattformwechsel. Der Umstieg auf die Ryzen Plattform hat der DiskStation in Sachen Leistung sehr gut getan. Auch wenn man durch die Wahl eines Ryzen-Prozessors mit integrierter Grafik noch mehr hätte herausholen können. Das ist aber das immer wiederkehrende Thema bei Synology. Auch mit einer bereits integrierten 10-G-Ethernet-Netzwerkkarte hätte man die DiskStation deutlich aufwerten können. Hierzu hat sich Synology, wie auch bisher, nicht durchringen können, sondern setzt lieber auf Modularität. Gleichzeitig lässt sich hierbei auch wieder beobachten, dass mit dieser Politik der Wertabstand der Modelle nach oben hin, zur DS1621xs+, gewahrt bleibt.
Nach unten, zur DiskStation DS1520+, bleiben auf dem Markt ca. 170 Euro Differenz. Dieses Modell verfügt zwar über den doppelten Arbeitsspeicher, im Gegensatz zur DS1621+, muss jedoch ohne die Erweiterungsmöglichkeit durch eine PCIe-Karte auskommen und bietet einen Festplatteneinschub weniger. Zudem basiert diese auf dem langsameren Intel SoC.
Leistungstechnisch geht die DS1621+ in Ordnung. Meine Leistungsmessungen ergaben zwar Schwächen bei der Verwendung von 10G-Ethernet, jedoch handelt es sich hier ja auch um ein geringeres Modell mit der Möglichkeit 10G-Ethernet zu nutzen. Die Leistungsfähigkeit einer RS-xs+ oder FS können wir hier nicht erwarten. Zumindest die interne Volume-Leistungsfähigkeit hätte dafür ausgereicht und das Lesen der abgelegten Daten erfolgte mit voller Geschwindigkeit. Der aktuelle Marktpreis der DiskStation DS1621+ liegt bei ca. 900 Euro. Hinzu kommen je nach Nutzungsfall nochmal ca. 200 Euro für die 10G-Ethernet-Erweiterungskarte.